Kommentar: Krebs, Analysten und medizinische Durchbrüche

rj, den 21. Januar 2011

Letztere sind etwas gutes. Von den beiden anderen genannten Phänomenen kann man dasselbe nicht behaupten, die an sich triviale Einsicht hat einen konkreten Grund, der einen etwas aggressiv ausfallenden Kommentar notwendig macht.

Ja, auch hier war einiges zu lesen, was recht direkte Bezüge zwischen Steve Jobs‘ Krebserkrankung und Apples Börsenkurs hergestellt hat, auch von mir selbst. Die Zusammenhänge existieren und von ihnen wird auch noch des öfteren zu lesen sein. Sie sind schlicht und ergreifend da.

Medizinische Durchbrüche zu verkünden, ist ein heikles Unterfangen. Zwischen der Entdeckung eines solchen Durchbruchs und seiner praktischen Anwendung – wenn es eine solche überhaupt gibt – liegen oft Jahre. Zeiträume, in denen viele der jetzt Hoffnung schöpfenden Patienten schlicht ihrem Leiden erliegen werden.

Zynisch wird dieses heikle Unterfangen dann, wenn die Durchbrüche in erster Linie angesichts ihrer erfreulichen Wirkungen auf den Börsenkurs des forschenden Unternehmens gefeiert werden. Hier niveautechnisch noch tiefer zu kommen, ist schwierig, aber nicht unmöglich: man schafft es beispielsweise, wenn ein Durchbruch der Krebsforschung als positiver Impuls für die Apple-Aktie gefeiert wird, da Apple-CEO Jobs möglicherweise von sich ergebenden Behandlungsmöglichkeiten profitieren könnte.

So gefunden bei der technewsworld, die den Chefanalysten der Enderle Group Rob Enderle mit den Worten zitiert:

„Das sind große Neuigkeiten. Ich vermute, dass diese Entdeckung nicht nur den Markt für die Apple-Aktie beeinflussen kann, sondern auch eine sehr positive Wirkung auf die Krebsforschung in den Bereichen Genetik und Bauchspeicheldrüsenkrebs haben könnte.“

Man stelle sich vor: medizinische Forschung, die nicht nur die Aktien Apples oben hält, sondern möglicherweise sogar Fortschritte beim Verständnis und der Behandlung von Krebserkrankungen nach sich ziehen könnte. Die gar irgendwann ein paar Leben rettet – nun gut, möglicherweise ja das von Steve. Und wenn nicht – zumindest einen kleinen Hüpfer könnte AAPL ja trotzdem machen. Und darauf – und nur darauf – kommt es ja an.

Man verzeihe das persönliche und aggressive Statement, aber bei allem Verständnis für jobbedingte Zynismen und Betriebsblindheiten: Es ist erstaunlich, wie selbst erfreulichste Meldungen von wichtigen, Hoffnung machenden Fortschritten in der Medizin zum Brechreiz führen können. Man muss nur einen ausreichend ekelhaften Analysten kommentieren lassen.


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