Börsenblatt vs. Apples Selbstüberschätzung beim iPad-Monopol im e-Print

rj, den 9. Februar 2011

Wenn eine Börsenzeitung von „nordkoreanischen Freiheitsgraden“ spricht, muss an sich etwas faul sein im kapitalistischen Westen. Vorzeigeinnovator Apple, gerne als Retter digitaler Businessmodelle gefeiert, ist Ziel dieser neuen Kritik seitens der deutschen Verlagswirtschaft, die sich am Apple-Monopol am Vertriebskanal stört. Das Erscheinen freierer Tablet-Konkurrenz am Markt sei eine Frage der Zeit, die Gunst der Verlagsbranche dem erwarteten „iPad-Killer“ sicher.

„In dem Augenblick, in dem vielversprechende Abo-Umsätze winken und sich Chancen für ein innovatives Kundenmarketing auftun, pocht Apple auf seine App-Store-Hoheit. App-Transaktionen, die an Apples Kaufmodul vorbeigeleitet werden, darf es demnach auf dem schicken Tablet nicht geben.“

Hoppla, auf einmal pocht Apple auf vorher vertraglich festgelegte Rechte? Einer gewissen Ironie entbehrt die Klage einer Branche nicht, die einerseits Apples „Zwangsjacke“ App Store anprangern, sich gar als Mitbegründer des iPad-Erfolges betrogen sehen und andererseits Zwangsabgaben von Lesern oder Unternehmern fordern, ob diese nun ihre Erzeugnisse nutzen oder nicht, ob sie gar von ihrer kostenlosen Recherchierbarkeit profitieren oder nicht. Nun auf einmal der „Diktator Apple“, der – man stelle sich vor! – Umsatzbeteiligungen dafür fordert, dass sein Vertriebskanal genutzt wird. Wie es im Übrigen in den Verträgen steht, die App-Entwickler nun mal freiwillig unterzeichnen. Apple will man dafür in bester kapitalistischer Manier demnächst die Konkurrenz auf den Hals hetzen:

„Unter den rund 80 Mitbewerbern auf dem Gerätemarkt gibt es einige Modelle, die dem iPad Paroli bieten können und eine interessante Alternative sein dürften. Die Zukunft – das haben die Diskussionen um digitale Anbieter in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen – gehört den offenen Systemen.“

Den letzten Satz sollte man sich merken, er dürfte in aktuellen wie auch kommenden Diskussionen, egal in welcher Medienbranche, von Nutzen sein.


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