Final Fantasy – Über das Frauenbild im Rollenspiel: Was wären wir nur ohne die Ladys?

dh, den 20. April 2011

Auch die Helden aus dem Final Fantasy Universum können nicht ohne ihre Ladys: Anlässlich des größtenteils weiblichen Charakterzuwachses in Dissidia duodecim auf der PSP und der bevorstehenden Neuveröffentlichungen von Final Fantasy IV und V z. B. für die PlayStation 3 standen wir dabei vor der Frage, wie sich eigentlich die Rolle der weiblichen Protagonistinnen im Laufe der Saga verändert hat. Waren es stets hilflose kleine Mädchen wie Rosa in Final Fantasy IV oder naive Weltverbesserer wie Lenna in Final Fantasy V? Lest die Antwort darauf in dieser kleinen Übersicht!

Am Anfang war das Licht: Im Jahre 1987 stand die damals noch junge Spielefirma Square vor schweren Problemen, da keines ihrer Games den gewünschten Umsatz brachte. Spieldesigner Hironobu Sakaguchi hatte damals die Hoffnung beinahe aufgegeben und entschloss sich ein „finales“ Spiel zu entwickeln, ein Fantasy-Spiel. 1988 war dann die Geburtsstunde einer der wohl erfolgreichsten Spieleserien der Welt: „Final Fantasy“, der erste Teil der Serie, erreichte die Spielergemeinde und schlug ein wie eine Bombe.

Die erste Frau war nicht Eva

Damals bestand die Heldenriege noch aus namenlosen Charakteren ohne größere Identität, deren Aufgabe es war, die Welt vor dem Verfall zu retten und vier Kristalle zu finden. Abgesehen von der zu Beginn des Spiels in klassischer Manier zu rettenden Prinzessin Sarah und NPCs wie der Hexe Matoya gab es aber kaum wirklich auffällige Frauenfiguren.

Erstmals im zweiten Teil der Serie sollte einem weiblichen Charakter größere Bedeutung zukommen: Innerhalb eurer, nun mit mehr Hintergrund ausgestatteten, Party fand sich die junge Maria, die an der Seite ihrer Jugendfreunde aufbricht um die Welt zu retten. Abgesehen von ihrem Nutzen als weitere Kampfkraft hat sie aber auch hier keine größere Rolle gespielt. Erst in Final Fantasy IV sollte sich das ändern. FFIV ist der erste Teil der Rollenspiel-Reihe, der das SNES aus dem Hause Nintendo erschien und gleichzeitig der erste Teil, in dem ein größerer Fokus auf die Charaktere gelegt wurde. Darin kam den weiblichen Charakteren eine vorteilhaftere Rolle zu. Gleichzeitig war es der erste Teil, in dem ein gewisses Muster bezüglich der Protagonistinnen erkennbar wurde: In jedem Teil gibt es in jedem Fall den weiblichen Hauptcharakter, meist in eine Romanze verstrickt, und eine jüngere, lebhafte Heldin. Wenn dann noch Platz bleibt, wird meist noch eine etwas in sich gekehrte Dame hinzugefügt. Schaut euch die Charaktere der einzelnen Games einmal genauer an und ihr werdet schnell feststellen, was damit gemeint ist.

In Final Fantasy IV kamen diese beiden Rollen Rydia und Rosa zu, wobei die Rolle der letzteren in erster Linie darin bestand sämtliche Klischees der schwachen, schutzbedürftigen Frau an der Seite des Helden zu erfüllen. In Final Fantasy V spielten die Frauen abermals eine etwas stärkere Rolle, da sie zum einen zahlenmäßig in der Überzahl waren und zum anderen deutlich ebenbürtiger, einen wirklichen Eindruck haben sie dabei aber trotzdem nur in Maßen hinterlassen.

Ein kleiner Wendepunkt für die Ladys wurde im Jahre 1994 erreicht, als in Final Fantasy VI erstmals Frauen den Mittelpunkt des Geschehens bildeten: Während der ersten Hälfte des Spiels liegt der Fokus auf dem Schicksal der jungen Terra, während ihr als Spieler in der zweiten Hälfte die Welt in der Haut der jungen Generalin Celes bereist, auf der Suche nach euren verstreuten Kameraden. Da es im sechsten Teil der Serie allerdings keinen eindeutigen „Hauptprotagonisten“ gab, kann man dies zwar schon als eine positive Entwicklung bezeichnen, der große Durchbruch sollte allerdings erst knappe zehn Jahre später folgen.

Die wohl emotionalste Szene der Videospielgeschichte

Final Fantasy VII, unbestritten eines der größten und emotionalsten Spiele der Geschichte, brachte eine der wohl bedeutsamsten Protagonistinnen überhaupt hervor: Aerith Gainsborough. Seinerzeit hat kaum jemand mit dem Schicksal der jungen Blumenverkäuferin gerechnet, von daher ist ihr Ende nicht umsonst in die Videospielgeschichte eingegangen. Auch wenn sie in Sachen Kampfkraft und Auftreten niemals den Anspruch hatte im Vordergrund zu stehen, so wurde sie durch ihre Rolle in der Story doch zum heimlichen Helden und hat gezeigt, dass ein gutes Herz manchmal stärker ist als ein großes Schwert.

In Final Fantasy VIII nahm die junge Rinoa die weibliche Hauptrolle ein. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Vorgängerinnen war sie dabei nicht das sensible und schutzbedürftige Mädchen, sondern verhalf mit ihrer absolut lebhaften Ader dem wortkargen Helden Squall dazu, endlich aus sich herauszukommen. Ihre Funktion innerhalb der Story bestand also in erster Linie darin, aus dem schweigsamen und verschlossenen Einzelgänger Squall eine runde Figur zu machen: Erst durch ihr Einwirken entwickelt sich sein Charakter im Laufe der Story und verhilft ihm zu der nötigen Tiefe.

Erste Schritte aus dem Schatten

Während die Charaktere in Final Fantasy IX eher dem typischen Muster entsprachen, kam mit Final Fantasy X eine große Wende auf die Serie zu: In dem ersten Teil für die PlayStation 2 kam dem Medium Yuna eine große Rolle zu, da hier ihre strapazenreiche Reise an der Seite ihrer Beschützer im Mittelpunkt stand und auf einen dramatischen und tragischen Höhepunkt zusteuerte. Ganz entgegen der anfänglichen Vermutungen war es aber nicht sie, die am Ende verschwand sondern Protagonist Tidus, sodass erstmals ein direktes Prequel in Form von Final Fantasy X-2 nötig war, um die Geschehnisse vollständig aufzuklären. Viel überraschender war jedoch, dass eure Party hier erstmals vollständig aus weiblichen Charakteren bestand, mit der generalüberholten und in knappen Shorts gehüllten Yuna an ihrer Spitze. Während man sich das Spiel als männlicher Zocker vermutlich eher wegen den schönen Aussichten auf knapp bekleidete Ladys zulegte, so war das Game wegen seines unbeschwerten und poppigen Settings im Allgemeinen wesentlich weniger erfolgreich als sein Vorgänger, obwohl das weibliche Publikum hier eher einen Zugang zu dem Spiel fand. Doch die Kritiken fielen insgesamt durchwachsen aus.

Final Fantasy XII machte schließlich drei Jahre später eher wieder einen Schritt zurück und präsentierte uns das gewohnte Muster ohne dabei für sonderliche Sympathie zu sorgen. Tatsächlich war die Protagonistin Ashe meiner Meinung nach einer der unausstehlichsten Charaktere der Saga und auch die lebhafte Penelo und Hasenfrau Fran konnten das Ruder nicht mehr wirklich herumreißen.

Gestatten: Lightning! Mission: Richtig zuschlagen!

Ende 2009 erfolgte dann der endgültige Umbruch in Sachen weiblicher Hauptcharaktere: Mit der kühlen Lightning hat Square Enix eine Heldin geschaffen, die nicht den typischen Klischees unterliegt und dabei als Zentralfigur der Handlung mit ihren männlichen Charakteren mehr als nur mithalten kann. Auch die weiteren weiblichen Figuren des Spiels haben vergleichsweise mehr Tiefe erhalten: Zum einen wäre da die, zumindest äußerlich, äußerst lebhafte Vanille, die jedoch ein gewaltiges Geheimnis verbirgt, die starke Fang und, wenn auch nicht spielbar, Lightnings kleine Schwester Serah, die zu einem zentralen Element der Geschichte wird.

Angesichts der Tatsache, dass ein Final Fantasy XIII-2 bereits in Arbeit ist können wir wohl davon ausgehen, dass die Zeit der starken Frauen in Final Fantasy noch nicht vorbei ist und wir bleiben durchaus gespannt!


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