WWDC: Apple stellt Mac OS X Lion vor – Release im Juli, nur über Mac App Store, $30 für alle eigenen Macs

Stefan Keller, den 6. Juni 2011

Heute hat die World Wide Developers Conference (WWDC) mit der Eröffnungskeynote angefangen. Punkt eins auf der Tagesordnung war Mac OS X Lion. Das Wichtigste vorweg: Es wird nicht auf Datenträgern erscheinen, $30 kosten und für alle autorisierten Macs verfügbar sein. Im Juli soll es so weit sein.

Es war zwar in der Tat so, dass ein leicht mager aussehender Steve Jobs das Publikum begrüßte, doch zumindest was die Präsentation von Mac OS X Lion anging, war er doch eher wortkarg. Er überließ dies seinen Kollegen Phil Schiller und Craig Federighi. Schiller hat zunächst einen groben Überblick darüber gegeben, wo Apple mit dem Mac derzeit steht: Die Benutzer-Basis beträgt derzeit 54 Millionen Macs. Davon seien dreiviertel Notebooks, die anscheinend deutlich beliebter sind als Desktop-Computer. In den letzten 5 Jahren war es laut Schiller in jedem einzelnen Quartal so, dass sich Macs, bezogen auf das Wachstum des Marktes, besser verkauft haben als PCs.

Und für genau diese Macs soll ab Juli ein neues Betriebssystem erscheinen. Es wird Mac OS X Lion heißen und soll ausschließlich über den Mac App Store vertrieben werden. Eine kaufbare Version auf DVDs ist anscheinend nicht geplant. Apple verspricht sich davon, dass das Update auf Lion das einfachste wird, das es jemals gab. Man muss allerdings 4 GB an Daten herunterladen. Für Entwickler wird außerdem heute eine neue Developer-Preview-Version veröffentlicht.

Schiller und Federighi haben sich die Arbeit auf der Bühne geteilt: Während Phil Schiller die Features beim Namen genannt und kurz beschrieben hat, durfte Craig Federighi sie im Anschluss auf den aufgestellten MacBooks zeigen. Leider zeigten die beiden nicht wirklich unbekannte Features – das meiste davon war bereits von der Back-to-the-Mac-Keynote bekannt.

Eine zentrale Rolle werden die Multitouch-Gesten einnehmen, die eine Magic Mouse, ein Magic Trackpad oder das Trackpad der MacBooks benötigen. Hier sind die Funktionen an jene in iOS angelehnt: Antippen, um zu zoomen; Zusammendrücken und Auseinanderziehen; Wischen mit zwei Fingern. Dass Scrollbars nun verschwunden sind, wird marketingwirksam damit erklärt, dass sie nicht benötigt werden: Wem nach Scrollen ist, der tut es einfach. Während des Rollens werden die Balken dann doch angezeigt.

Ein zweiter Punkt auf der Liste sind die Vollbild-Anwendungen. Die meisten mitgelieferten Apps wie Safari, iCal und Vorschau hat Apple bereits auf das neue Konzept umgerüstet. Außerdem gibt es im SDK neue Möglichkeiten, damit Entwickler diese Funktionalität in ihre eigenen Apps einbauen können. Mit einem Wisch kann der Anwender zwischen Vollbild-Programmen wechseln, für alles Andere sorgt dann Mission Control. Auch dieses Feature ist bereits aus diversen Vorschauen und der Keynote im Oktober bekannt. Hier laufen alle sichtbaren Fenster zusammen – diese Funktion vereint Spaces, Exposé und das Dashboard.

Ein ganz zentrales Stück Software in Mac OS X Lion ist der Mac App Store. Er ist ebenfalls seit Mac OS X 10.6.6 in Snow Leopard verfügbar, wurde jedoch erweitert. Er ist nach Ansicht von Apple nach wie vor der beste Ort, um neue Software kennenzulernen, zu kaufen und herunterzuladen. In Lion wird das Ganze noch etwas erweitert: Von iOS bekannt sind die In-App-Purchases, bei denen bestimmte Dinge direkt in einer Anwendung dazu gekauft werden. Außerdem werden Push-Benachrichtigungen eingeführt, wobei nicht gezeigt wurde, wie sie aussehen. Ebenfalls bekannt ist das Konzept der Sandbox, bei der Anwendungen nur begrenzte Möglichkeiten haben, Schaden anzurichten, weil sie auf viele Daten gar nicht erst Zugriff erhalten. Das letzte neue Feature für den Mac App Store sind inkrementelle Updates. Dies sind Aktualisierungen, bei denen nicht die gesamte App neu heruntergeladen werden muss, sondern nur, was sich auch tatsächlich verändert hat.

In Mac OS X Lion wird zudem der Applications-Ordner im Dock ausgedient haben. Er wird ersetzt mit Launchpad, das sich so verhalten soll, wie auf dem iPad. Es sieht ziemlich genauso aus und auch die Geschichte mit den Ordnern funktioniert identisch.

Deutlich spannender sind hier die Funktionen Resume, Auto Save und Versions. Bei Resume wird eine Anwendung beim Start so wiederhergestellt, wie sie beendet wurde. Dazu wird nach dem Neustart der App die gleiche Datei wieder geöffnet und die Fenster wieder genau so wie vorher angeordnet (inkl. Ort in Spaces). Resume sieht zudem vor, dass alle Programme, die zum Zeitpunkt eines Neustarts oder des Herunterfahrens geöffnet waren, nach dem Neustart wieder gestartet werden. Apropos um nichts mehr kümmern: Auto Save sorgt dafür, dass man nie wieder seine Dokumente speichern muss – zumindest nicht innerhalb von Programmen, die auf diese Funktion vorbereitet sind. Es werden automatisch alle Änderungen gespeichert, dafür wird aus dem Dateinamen im Fensterkopf ein Dropdown-Menü, das diverse Optionen beinhaltet, beispielsweise eine alte Version wiederherzustellen oder sich alle gespeicherten Versionen anzusehen. Dies wird mit Versions realisiert, das eine Art Mini-Time Machine ist und sich Änderungen von Dateien merkt. Genau wie bei der großen Time Machine kann der Anwender auch hier durch die Zeit reisen und auf Wunsch ältere Ausgaben wiederherstellen. Um nicht zu viel Datenmüll zu speichern, werden jedoch nur die Änderungen, keine kompletten Versionen gespeichert.

Für einen einfachen Datenaustausch soll AirDrop sorgen. Es basiert auf Peer-To-Peer und soll komplett ohne Einrichtung auskommen. Mac OS X Lion wird sich alles selbst zusammen suchen, der Anwender kann einfach seine Daten auf dem Ziel-Rechner „fallen lassen“.

Ein paar neue Funktionen, die so vorher noch nicht bekannt waren, haben sich in Mail versteckt. Hier gibt es beispielsweise Suchvorschläge. Während der Anwender etwas in das Suchfeld eintippt, versucht Mail herauszufinden, wonach er suchen möchte (Absender, Betreff, Text usw.). Damit lassen sich auch präzisere Suchen definieren und durchführen. Bereits vom iPad bekannt sind die „Conversation Views“, bei denen die „RE:“-Präfixe vor den Betreff-Zeilen verschwinden und stattdessen separat eingegliedert werden.

Mac OS X Lion soll insgesamt über 3000 new APIs enthalten, die Entwickler für ihre Apps nutzen können.

[Fotos von Engadget]


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