Redaktionsrück- und Ausblicke 2011/2012: Max (mz)

mz, den 29. Dezember 2011

Wie schon im letzten Jahr möchten wir die tendenziell eher ruhige Zeit „zwischen den Jahren“ nutzen, um euch unsere persönlichen High- und Lowlights des Jahres 2011 näher zu bringen. Nach dem Anfang, den dieses Mal Stefan gemacht hat, ist heute Max dran, dessen Rückblick Ihr im Folgenden lesen könnt.

Was war das bedeutendste Ereignis in der Macosphäre 2011?

Es war der Nachmittag des 24. August, als ich gerade vom Bootsausflug im Urlaub zurück ins Hotel gekommen war. Im Fernsehen lief auf jedem Sender das gleiche: Steve Jobs ist zurückgetreten. Sofort habe ich mich an den Rechner gesetzt und die Meldung für Macnotes verfasst.

Ich dachte zuerst: „Oh, ich hätte nicht gedacht, dass es ihm wirklich schon so schlecht geht.“ Denn machen wir uns nichts vor: Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte Steve bis zuletzt die Fäden selbst in der Hand gehalten. Der Posten im Aufsichtsrat war symbolisch, er konnte einfach nicht mehr. Für die „Macosphäre“ war deswegen Steves Tod nicht das bedeutendste Ereignis, sondern sein Rücktritt.

Auch, wenn vielerorts von zu großem Hype um das Ableben des Apple-Mitgründers und der Person, die das stagnierende Unternehmen in die Weltspitze geführt hat, gesprochen wird: Jobs hatte nicht nur daran einen großen Anteil, sondern er hat viel für die gesamte Computerwelt getan. Seine Fingerabdrücke werden sich noch lange auf den Produkten vieler Hersteller finden.

Nichtsdestotrotz: Seine Philosophie der Unternehmensführung, sein Sinn für die Perfektion und seine Fähigkeit, Visionen in die Realität umzusetzen, sind nicht mit ihm verschwunden. Die Führungscrew von Apple ist sich ihres Erbes bewusst und wird den Weg weitergehen, den Steve eingeschlagen hat, und zwar ganz unabhängig davon, wie die Medienwelt und jeder einzelne von uns kontroverse und weniger kontroverse Vorgehensweisen aus Cupertino bewerten mag.

Und was die größte Enttäuschung?

Ich gebe den Schwarzen Peter diesmal an an all diejenigen da draußen zurück, die entweder nicht gut genug informiert sind, oder sich zu schnell von irgendwelchen Produktbezeichnungen blenden lassen. Sah man sich nach der Vorstellung des iPhone 4S bei Twitter, Facebook oder wo auch immer um oder unterhielt sich mit Menschen, die sich ein iPhone zulegen wollten, hörte man zumeist dasselbe: „Was für eine Enttäuschung, kein iPhone 5!“

Und bereits gleich nach der Keynote vom Oktober habe ich mich selbst gefragt, warum das Gerät denn nun so heißt. Weil das Gehäuse weiter die gleiche Form hat? Weil die Anzahl der Neuerungen nicht für die nächste Ziffer reichen? Weil das Echo in den Medien mit solchen Kleinigkeiten gesteuert werden können? Oder eher, weil dann im nächsten Jahr wiederum alle jubeln werden: „Da ist es ja endlich! Das iPhone 5! Ich muss es haben!“ Wahrscheinlich aber ist es eine Kombination aus allem.

Und auch, wenn ich selbst mich zu Beginn über den Verbleib des iPhones bei 512MB RAM geärgert habe, während die A5-CPU vom iPad 2 übernommen wurde: Das Gerät ist doch in sich konsistent. Es ist schneller, besser und ist an vielen Stellen erfolgreich optimiert worden. Kurzum: Was, außer dem Titel „iPhone 5“, hätte man denn bitte noch erwarten sollen?

Am Rande sei erwähnt, dass meine TimeCapsule der ersten Generation zu Grabe getragen werden musste, weil der berühmte Netzteil-Crash sie heimgesucht hat. Dies ist als Kritik an auch bei Apple nicht seltener mangelhafter Verarbeitung, vor allem aber dem Ausbleiben von entsprechenden Rückrufaktionen und Kulanz-Reparaturen, zu verstehen.

Was erhoffst du dir von 2012…

An der Stelle bin ich vermutlich ähnlich eigen. In der Zeit der iPads und iPhones und MacBook Airs bin ich mittlerweile gesättigt von mobilen Geräten. Mein nächster Mac wird daher ganz sicher kein Laptop mehr. Wozu? Ich brauche all das nicht. Es wiegt (wenn auch immer weniger) und für unterwegs hat man ein iPhone und/oder iPad dabei. Das ist natürlich je nach Branche unterschiedlich, aber wer braucht noch ein Laptop, wenn zuhause ebenso wie im Büro schon ein Rechner steht? Dementsprechend erhoffe ich mir eine weitere Leistungssteigerung bei iMac und Mac Mini bei gleichzeitiger Preisreduktion.

Und wenn ich noch mal einen ganz abwegigen Wunsch äußern darf: Ich hätte gern, dass der Formfaktor des iPhone auch im nächsten Jahr beibehalten wird. Wozu besorgt man sich so tolles Zubehör wie das Opena Case oder die Ergebnisse anderer toller Projekte, wenn man ein Jahr später ein neues iPhone hat, das nicht mehr damit kompatibel ist? Mich ärgert sowas.

…und was befürchtest du eher?

Höchstwahrscheinlich wird der Trend zum Mobilgerät nicht abreißen. Das heißt, dass meine Wünsche zu Desktop-Macs weniger Chance auf Erfüllung haben. Auch könnte es sein, dass der aktuelle Hype um zukünftige Fernseher aus dem Hause Apple sich nicht als Wunschdenken erweisen und derartige Geräte, mit denen ich persönlich überhaupt nichts anfangen kann, bei Apple Ressourcen in Anspruch nehmen, die aus für mich interessantere Bereichen dann abgezogen werden.

Und ganz generell ist davon auszugehen, dass die Geräte aus Cupertino nicht eben viel günstiger werden, als sie es bisher sind.

Deine Top 5 Apps des Jahres, kurz begründet und beschrieben:

  • Tweetbot für iPhone: Niemals durfte man einer Twitter-App so dankbar sein, auch wenn damals noch nicht zu erahnen war, was Twitter Inc. mit seiner eigenen App zum Herbst hin anstellen würde. Die Referenz-App, die einmal Tweetie 2 gewesen ist (und zudem das beste iOS-Icon auf dem Markt hatte), ist verschwunden. Ein Glück, dass ich gleich zum Erscheinungstermin auf Tweetbot umgestiegen war und von einer zugegeben eigenwilligen, aber in sich Konsistenzen und mit einer Vielzahl an Funktionen ausgestatteten neuen Lösung profitieren kann.
  • Ähnliches gilt für Calvetica: Seit Jahresbeginn meine unangefochtene Nr.-1-Kalender-App. Ist sicher nicht für jeden was, aber Design-Fans, die wie ich nicht auf volle Funktionalität verzichten wollen, sollten sich die App mal ansehen. Test findet sich hier.
  • Instagram: Bedarf eigentlich keiner Erklärung mehr. Die Social-Photo-App schlechthin mit riesiger Nutzerzahl und hübschem Design. Stundenlang könnte ich die beliebten Fotos durchscrollen und immer wieder echt Schätze finden. Und um Instagram herum haben sich bereits viele spaßige Ergänzungsdienste gruppiert. Toll, wenn auch die zur Verfügung stehenden Filter ein echter Kritikpunkt sind.
  • Reeder: Reeder ist aus eine ganz besonderen Grund hier: Den meines Erachtens nach besten Google-Reader-Client gibt es mittlerweile für Mac*, iPhone* und iPad*. Die Bedienoberfläche ist dabei übersichtlich und elegant, an Funktionen und Integration von Drittdiensten fehlt es auch nicht. Einfach ein rundum-Paket, von kleineren Bugs einmal abgesehen.
  • Papers: Auch diese App gibt es für alle drei Apple-Plattformen (iPhone/ iPad als Universal Binary und Mac) und ist für mich unentbehrlich. Wer viel mit wissenschaftlichen Texten arbeitet, ist bei dieser Lösung von Mekentosj genau richtig. Ganze Bibliotheken von Material lassen sich damit verwalten, lesen und von einem zum anderen Gerät synchronisieren.

Was gibts sonst zum Jahresausklang zu erzählen?

Meine Prognose von oben kann hier noch mal wiederholt werden: Ich glaube nicht, dass Apple sich großartig verändern wird, nur weil Steve Jobs nicht mehr da ist. Alle positiven, alle negativen Aspekte werden bleiben. Ich persönlich freue mich insbesondere auf die Nachrichten, die uns im kommenden Jahr aus meinem Schwerpunktbereich Ostasien erreichen werden. Auch für den Computerriesen Apple liegt nämlich hier noch mehr Potenzial, das 2012 mehr genutzt werden wird denn je. Es wird mehr Apple Stores in China, Japan und Korea geben, es werden mehr Apple-Produkte von den Vertragspartnern in der Region hergestellt und es wird viel, viel Geld verdient werden. Hoffen wir bei allem nur, dass die zuletzt etwas niedrigere Frequenz der Meldungen über Missstände und Zwischenfälle in den Fabriken der Zulieferer auf konkrete Verbesserungen zurückzuführen sind und es mehr erfreuliche Nachrichten geben wird.

Und eins möchte ich noch loswerden: Endlich gibt es wieder einen untethered Jailbreak!

In diesem Sinne auch von mir einen guten Rutsch und einen guten Start ins Jahr 2012!

Weitere Teile der Reihe Jahresrückblick 2011


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