Duke Nukem Forever – Testtagebuch #1: die Vorrede

Alexander Trust, den 12. Januar 2012

Der Kollege Josten hat bereits ein Review zu Duke Nukem Forever auf der PlayStation 3 angefertigt, und der Kollege Keller hat mir damals gesagt, dass der Duke auf der Konsole nichts taugt, weil die Steuerung nicht optimal an die Konsolen angepasst wurde. Als dann um die Feiertage DNF auf Steam im Angebot war, schlug ich zu und hab es jetzt am Mac gespielt. Meine Erfahrung möchte ich gerne im Testtagebuch festhalten.

„Hell yeah“, möchte man sagen. Er ist wieder da. Wer? Stone Cold Steve Austin? Im Umgang mit Bierdosen und deren Inhalt haben diese beiden Testosteron-Ungeheuer eindeutig Übereinstimmungen. Doch nein, natürlich ist die Rede von Duke Nukem. Die Aliens, denen er damals in den Allerwertesten getreten hat, sind aber ebenfalls wieder auf der Bildfläche aufgetaucht.

Wir, bzw. der Duke fühlen uns beinahe so wie Rocky Balboa in Rocky 3, der zu satt war, um das Unheil kommen zu sehen. Man kommt sich so vor, wenn man am Anfang mit ansehen muss, wie die Aliens Jahre nach Dukes Arschtritt wieder auf die Erde zurückkommen. Doch der Präsident der Vereinigten Staaten bittet Mr. Machismo höchstpersönlich, inständigst, stillzuhalten. Das gelingt natürlich nicht, denn die Außerirdischen sind selbstredend nicht in friedlicher Mission unterwegs…

Fellieren und urinieren

Besonders der Beginn von Duke Nukem Forever sprudelt nur so über von chauvinistischen und egozentrischen Einlagen eines Superstars der Videospielbranche – und ich bin mittendrin. Wie fühlt es sich an, wenn zwei Blondinen einem Fellatio bereiten? Ich weiß es nicht, weil ich es nie erlebt habe und die Andeutung dieser Szene im zu spielenden Intro von Duke Nukem Forever ist ein schlechter Ersatz. Wäre das Spiel wenigstens so gut, um Glückshormone auszulösen, könnte man den hinkenden Vergleich bemühen, dass Videospiele besser als Sex seien. Es gibt aber eigentlich kaum etwas, das besser ist als guter Sex. Ob Duke Nukem den jemals erlebt hat?

Als die Zwillingsschwestern sich von seinem Gemächt erheben ist das Intro bereits vorbei. Wir legen das Gamepad beiseite und erleben diesen Metadiskurs, wie die Videospielfigur ein Videospiel gespielt hat. In der Literaturwissenschaft hätte man sich besonders lange Gedanken um diese Szene gemacht und über das Warum gegrübelt, zumindest in analogen Szenen, wenn Romanfiguren in Büchern das Lesen anfangen… oder das Schreiben. In diesem First-Person-Shooter hat wahrscheinlich niemand auch nur mit der Wimper gezuckt.

Was davor geschah, sollte diejenigen, die Duke Nukem 3D, den direkten Vorfahren von Duke Nukem Forever nicht kennen, wohl daran erinnern. Denn das Tutorial hilft uns nicht nur, die Steuerung zu erlernen, sondern führt uns zurück an den denkwürdigen Ort, an dem Duke den Alienboss um ein Körperteil betrog, und damit einen Fieldgoalversuch im Footballstadion unternahm. Zusätzlich dürfen wir in Duke Nukem Forever unsere Gesundheitsleiste „maximieren“. Keine Sorge, dazu muss man sich keine Penispumpe anstecken, und hoffen das etwas wächst, was nachgewiesenermaßen auf dieser Art nicht wachsen kann. Aber andere Dinge, wie das Anhimmeln von sich selbst im Spiegel, Heben von Hanteln, Schlagen von dreibusigen Alienbrüsten, Urinieren, und mehr sorgt dafür, dass unsere Energieleiste eine neue Klimax erfährt.

Multikulti

Was war eigentlich das Faszinosum vor über 12 Jahren? Wenn man Duke Nukem 3D damals nicht gekannt hat, dann wird man es heutzutage nicht feststellen können. Denn eins kann ich vorwegnehmen: Anders als der Kollege Josten, der dem Duke seinerzeit sogar einen AWARD verlieh in seinem Review, bin ich nur mäßig angetan.

Die Sprüche sind cool, dieser Machismo hat was, keine Frage. Wer möchte nicht einmal so sein wie Duke Nukem, kreischende Frauen hinter sich vereinen, die nicht geradeaus denken können?

Es ist eben Alles eine Frage des Geschmacks. Gearbox Software hat sich an ein Franchise gewagt, das seinerzeit für Furore sorgte, nicht nur wegen der Klischees, die es erfüllte, sondern weil es auf vielen Lan-Partys pickelgesichtigen Jugendlichen Spaß brachte. Na gut, vielleicht nicht nur pickelgesichtigen Jugendlichen, sondern auch dicken Jugendlichen, und solchen, die dunkle Klamotten tragen? Ja auch solchen. Das sind Schubladen, die der Duke aufgemacht hat, doch er ließ es nicht dabei belassen, denn sonst wäre er nicht der Held in Strumpfhosen geworden, der er heute ist. Der Duke hat Kinder von Ärzten und auch solche von Lehrern begeistert, Kinder von Metzgern und Bäckern, Bankern und auch Kinder ohne Eltern. Er hat die Pausenhof-Gespräche und diejenigen auf den hinteren Bänken bestimmt, zumindest solange bis Skat akut modern wurde, und Jahre später von Poker abgelöst werden würde.

Duke Nukem hat mich persönlich zuerst in den Jump and Shoots von Apogee erwischt. Dort fand ich ihn cool. Duke Nukem 3D hab ich nur gezockt, weil alle meine Kumpels es gezockt haben. Duke Nukem Forever hab ich gezockt, weil ich neugierig war. Aber wurde meine Neugier auch nur annähernd befriedigt? – Mehr dazu im zweiten Testtagebuch.


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