iPhone-Kamera-Apps Teil 16: AntiCrop

mz, den 23. Januar 2012

Unter den Foto-Apps für iOS gibt es immer wieder solche, die durch ihre außergewöhnliche Funktionsweise verblüffen. AntiCrop versucht, sich in in diese Apps einzureihen, indem es eine ganz besondere Manipulation von Fotos anbietet: Eine Vergrößerung des Bildausschnittes durch Elemente, die auf dem Original gar nicht vorhanden sind.

Es klingt zunächst tatsächlich verrückt: Es liegt ein Foto vor, das aber linsenbedingt nicht alle Details auf einmal auffangen konnte und man hätte gern mehr davon. Mittels einen komplizierten Algorithmus verspricht AntiCrop, fehlende Teile eines Bildes zu ergänzen, ohne dass sie auf dem Foto jemals existiert hätten. Wir erinnern uns zurück an Liquid Scale, die App, die ebenfalls durch komplexe Rechenoperationen Zwischenräume aus Bildern entfernen kann, so dass verschiedene Objekte näher beieinander liegen. Liquid Scale konnte das Versprechen der „Zauberei“ einigermaßen einhalten. Kann es AntiCrop, dessen Features wir bisher nur von umfangreichen Bildbearbeitungstools wie Photoshop kennen, auch?

Los geht’s

Nach dem Start bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Wer noch kein Foto zum Verändern hat, kann hier die Kamera öffnen und eines schießen. Sofern man sich mit der App noch nicht auskennt, steht auch das passende Video-Tutorial zur Verfügung. Bei überschwänglicher Begeisterung führt zudem ein Tipp gleich in den App Store, wo man eine positive Bewertung hinterlassen kann. Über den letzten Menüpunkt kann man die App dann per Mail weiterempfehlen oder sie gleich für den Kaufpreis von 0,79€ verschenken. Zunächst aber wollen wir gern wissen, ob es funktioniert.

AntiCrop in Aktion

Nachdem ein Foto aus dem Archiv geladen wurde, muss zunächst die letztlich Größe gewählt werden. Je größer das Endprodukt sein soll, desto länger dauert es, das ist nichts unübliches. Im eigentlichen Aktionsbildschirm dann wird in der Mitte das Bild angezeigt, oben links geht’s zurück zum Menü. In der Mitte befinden sich die Undo- und Redo-Buttons, rechts oben die Speicherfunktion. Am unteren Bildrand sind zwei weitere Buttons zu sehen: Der linke legt eines von acht vorprogrammierten Seitenverhältnissen im Portrait- oder Landschaftsmodus fest, der rechte zeigt, wie das Bild ursprünglich ausgesehen hat. Wird dieser Button länger als zwei Sekunden gehalten, wird das Bild in seinen Ursprungszustand versetzt.

Im Foto links unten zu sehen: Der dynamische Erweiterungsprozess des Fotos arbeitet sich von oben nach unten durchs Bild. Im Test wurde über die antippbaren Ecken das Fotos das Bild nach rechts und nach unten erweitert. Unten rechts: Vergrößerung auch nach links.

Deutlich zu erkennen ist hier, wie insbesondere im linken Bildteil das Gebäude den Eindruck erweckt, als hätte Numerobis, der Architekt aus „Asterix und Kleopatra“, es höchstpersönlich gebaut. Der Algorithmus vermag hier keine Wunder zu vollbringen: Unregelmäßige Bildelemente sind nicht über den bekannten Bereich hinaus verlängerbar. Im eher stufigen rechten Bildteil sowie unten macht das Ergebnis allerdings einen leicht besseren Eindruck, auch wenn lediglich die Oberkante des Gebäudes tatsächlich korrekt erweitert wurde.

Besser funktioniert AntiCrop bei regelmäßigeren Motiven wie beispielsweise einem Strand. Hier sehen die einzelnen Bildelemente ähnlich aus, so dass sie sich auch leichter reproduzieren lassen.

Bei der Bearbeitung kann man meistens schon im Vorhinein sehen, wo die Reise hingeht: Auf dem iPhone-Display lassen sich zunächst keine größeren Unregelmäßigkeiten feststellen, so dass man sich vielleicht noch ein bisschen weiter traut. Aus der Vergrößerung in die Waagerechte wird dann schnell auch mal ein Experiment in vertikaler Richtung.

Am Schluss befindet sich deutlich mehr Strand rings um die kleine Insel herum, auch den Wolken links und rechts merkt man auf den ersten Blick nicht an, dass sie vorher gar nicht existiert haben. Der sanfte Schleier im oberen Bildbereich macht sogar den Eindruck, als wäre nichts normaler. Dennoch sind an den Farb- und Texturunterschieden relativ deutlich die Kanten des Ursprungsfotos zu sehen, wenn man denn einmal genauer hinsieht. Insbesondere der Bereich des Strandes, der nach rechts erweitert wurde, zeigt dann doch zu deutliche Wiederholungen im Gelände.

Es ist übrigens ebenfalls möglich, den Horizont eines Fotos zu drehen, in dem man einfach auf einer Stelle außerhalb des Bildes tippt und den Finger dann im oder gegen den Uhrzeigersinn bewegt. Es passiert dann grundsätzlich dasselbe: Die frei werdenden Bereiche werden durch Klonen aufgefüllt.

Am Schluss lassen sich die Ergebnisse auf verschiedenen Wegen weiterverwenden: Neben dem Speichern und Senden per E-Mail stehen auch Facebook, Twitter und Flickr zum Upload zur Verfügung. Beim Speichern zumindest stellt sich ein leichtes Schmunzeln ein, denn die Lokalisierung erreicht zwar einen teilweise korrekten deutschen Satz, der dennoch etwas anders aussehen sollte.

Fazit: It’s magic – not

Die im Apple-Universum so häufig verwendeten Begrifflichkeiten wie „amazing“ und „magic“ sind eben nur relativ. Wunder vollbringen kann auch AntiCrop nicht. Nicht ohne Grund wird auch im Tutorial-Video ein Foto von einem Strand gezeigt, auf dem das einzige Objekt genau in der Bildmitte liegt und nicht verändert wird. Dinge ins Foto zaubern, die zuvor nicht da waren, kann die App selbstredend also nicht. Wer ab und zu mal (s)einen Horizont erweitern oder einfach nur ein bisschen herumspielen möchte, kann allerdings getrost zugreifen, denn AntiCrop liegt mit 0,79€ am unteren Ende der App-Store-Preisskala. Außerdem funktioniert die App mit allen iOS-Geräten, läuft also auch auf dem iPad.

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