Dropbox sperrt Datei wegen angeblich falschen Urheberrechtsanspruch von Dr. Wolfgang Stock

Alexander Trust, den 26. April 2012
Dropbox-Datei Dr. Wolfgang Stock
Dropbox-Datei Dr. Wolfgang Stock

Online schlägt grad ein Sturm im Wasserglas zu. Eine PDF-Datei, die in einem öffentlichen Ordner von @Sixtus lag, wurde vom Cloud-Anbieter Dropbox gesperrt, aufgrund eines angeblich unberechtigten Urheberrechtsanspruchs von einer Kanzlei die Herrn Dr. Wolfgang Stock vertritt.

Wenn man von der Personalie absieht, halte ich es da mit einem Kommentator bei Stadt Bremerhaven: „Viel Panik um nichts.“

Zur Erklärung: Das Problem, das nun als Cloud-Problem beschrieben wird, ist primär ein US-amerikanisches und hat „überhaupt nichts“ mit der Cloud zu tun, wie sie DropBox, Google Drive, SkyDrive und Co repräsentieren. Es ist auch dann vorwiegend ein US-amerikanisches Problem, wenn Dateien von Deutschen oder für Deutsche gesperrt werden. Das Problem ist zudem nicht neu, und sollte auch helfen, die Position der GEMA im Streit mit YouTube zu stärken.

Falscher Anspruch, na und?

Caschy betont in seinem Blog, dass es ein falscher Urheberrechtsanspruch sei, dem Dropbox nachgekommen ist und eine Datei online sperrte, ein PDF-Dokument. Es ist meiner Meinung nach absolut nicht „pikant“, dass der Urheberrechtsanspruch falsch ist, sondern nur ein Anzeichen dafür, wie all diese Dienste aus den USA (und anderswo) funktionieren. Die Unternehmen sperren, wie „sav“ richtig formuliert, aus reinem Selbstschutz – der Dumme ist dann der Nutzer.

Bei YouTube Gang und Gäbe

YouTube gibt es schon eine Weile länger als DropBox und dort werden ebenfalls immer wieder Videos gesperrt oder zumindest nur noch eingeschränkt verfügbar gemacht. Hat ein Account drei „penalties“ bekommen, wird er gesperrt. Für Anbieter von Shows, Podcasts etc. pp. durchaus nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, vor allem, wenn sie damit ihr Geld verdienen. Vor allem auch wenn man im Recht ist, und am Ende alles nur „falsche“ Urheberrechtsansprüche gewesen sind.

YouTube vs. GEMA

Ich möchte an dieser Stelle auch auf den Fall YouTube gegen GEMA verweisen. Viele Leute dort draußen denken, die GEMA sei böse und gierig. Vielleicht sind ihre Methoden antiquiert, vielleicht ist das Modell nicht mehr zeitgemäß. Darüber kann man diskutieren. Was aber die GEMA von YouTube auch verlangte war, die Verantwortung der Überprüfung von Inhalten nicht auf andere abzuwälzen. Denn Google erlaubt es „jedem“, und „wirklich“ jedem, einen Anspruch geltend zu machen, ganz gleich ob gerechtfertigt oder nicht. Bei YouTube gibt es dafür mit Content-ID ein Tool für Urheber, um Inhalte zu überprüfen, auch auf die Gefahr hin, dass die Technik falsche Ergebnisse liefert, und dass der vermeintliche Rechteinhaber gar keinen realen Anspruch hat.

Wer muss prüfen?

Diejenigen, die sich nun echauffieren, dass DropBox die Datei ohne vorherige Prüfung gesperrt hat, sowie die Tausch-Möglichkeiten des betroffenen Accounts, haben in Teilen sicher vorher auch gegen die GEMA gewettert, die ihrerseits von Google/YouTube verlangt, die Inhalte zu prüfen, und diese Verantwortung nicht auf die Nutzer bzw. die Urheber abzuwälzen.

Weniger wichtig als der Aufwand, den so etwas kosten könnte, finde ich die Konstellation, die dadurch entsteht, dass jeder „willkürlich“ Ansprüche anmelden kann. Man soll bloß nicht annehmen, dass von diesem Verfahren nur Leute Gebrauch machen, die a) immer Recht haben und b) die überhaupt ein sinnvolles Ziel verfolgen. So wie es in Kommentaren Trolle gibt, so wie es im IRC Flooder gibt, so wie es bei Twitter Spam-Bots gibt, usw. usf., so gibt es auch Spaßvögel oder subversive Elemente, die absichtlich versuchen „das System“ (DropBox, YouTube, SkyDrive, usw. usf.) einfach nur ad absurdum zu führen, und ihm zu schaden.

In diesem Punkt müssen sich die Betreiber und die Rechteinhaber auf einen Kompromiss einigen, der den Aufwand minimiert, aber den Urhebern nicht gleichzeitig alle Möglichkeiten verbaut. Das Internet als Ganzes sieht sich dieser Herausforderung gegenüber und das ist dann kein rein amerikanisches oder rein deutsches Problem mehr, sondern ein weltweites.

Dr. Stock?

Dass DropBox die Datei gesperrt hat, fußt offenbar auf einem anwaltlichen Schreiben. Denn in dem PDF-Dokument sollen „private Daten“ des Mandanten „in Form eines Persönlichkeitsprofils ohne sein Einverständnis öffentlich“ gemacht worden sein.

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Wolfgang Stock steht im Verdacht, obwohl er für WikiWatch aktiv war, seinerzeit selbst Wikipedia-Artikel manipuliert zu haben. Es ist nicht eindeutig geklärt, so weit ich informiert bin, ob die Vorwürfe gegen Herrn Stock tatsächlich zutreffen.


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