Kickstarter-Thesen von Jeanne Pi, über die man nicht vernünftig diskutieren kann

Alexander Trust, den 16. Juli 2012
Crowdfunding
Crowdfunding, Bild: CC0

AppsBlogger und deren Redakteurin Jeanne Pi soll vor einiger Zeit eine Analyse von Kickstarter-Finanzierungen unternommen haben. Dazu ließ sie ein Script programmieren und wertete mehrere 10.000 Einträge der Kickstarter-Seite aus. Die Ergebnisse scheinen auf den ersten Blick ernüchternd, doch Pi musste sich auch Kritik anhören und erweiterte ihre Datengrundlage daraufhin. Das wird nun von TechCrunch und anderen diskutiert.

Die Quintessenz aus der Beschäftigung von Jeanne Pi mit Kickstarter ist folgende: Es gibt viele Fälle von Finanzierungen, die ihr Ziel gar nicht erreichen, weitaus mehr als es Fälle gibt, die ihre Finanzierung tatsächlich erreichen. Bei Kickstarter gibt es mittlerweile dazu auch eine Informationsseite, doch Pi behauptet, dass Kickstarter selbst noch Daten zurückhält und dass das gezeichnete Bild von knapp 50% abgeschlossener Finanzierungen trügt. Denn das Gros dieser Finanzierungen würde gar nicht mit der angestrebten Summe finanziert, im Gegenteil würden manche Projekte bereits als erfolgreich finanziert gelten, selbst wenn nur 30 oder manchmal sogar nur 5% der erhofften Finanzierungssumme zusammengekommen sind.

Kritik

Ein Hochschulprofessor namens Ethan Mollick kritisierte in der Folge die Ergebnisse von Pi. Sie erweiterte daraufhin ihre Datenbasis und erweiterte ihre Interpretation, gestand (engl.) auch Fehler ein.

Den größten Fehler, den nicht nur Jeanne Pi, sondern in letzter Zeit vermehrt auch andere Leute im Netz tun, die ernsthaft am Diskurs partizipieren wollen – sie veröffentlichen ihre Artikel „ohne Datum“. Auf keinem der Artikel von Pi findet sich ein konkretes Datum, anhand der Kommentarbox über Facebook könnte man Rückschlüsse ziehen auf das Veröffentlichungsdatum, gesetzt den Fall man geht davon aus, dass immer sofort am ersten Tag der Veröffentlichung jemand unter dem Beitrag kommentiert, und dass die Kommentare chronologisch richtig sortiert sind, was Facebook leider auch nicht immer richtig hinbekommt.

Nicht jeder muss an jede seiner Webseiten ein Datum pinnen. Wer aber ernst genommen werden will, der sollte, nein der „muss“ diesen Kontext erzeugen. Wie soll man in einer Argumentation Meinungen austauschen, wenn man gar nicht „beweisen“ kann, welche Aussage zuerst oder zuletzt getroffen wurde. Spielen wir demnächst alle Sherlock Holmes nur weil manche Leute es mit ihrer Suchmaschinenoptimierung so weit treiben, dass sie sich selbst ad absurdum führen?


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