Test: Slender: The Eight Pages

Sven Aumiller, den 17. September 2012
Slender
Slender

Ein riesiger Wald. Ein Jäger, ein Opfer. Klingt wie die Story eines zweitklassigen Horrorfilms? Leider ja. Doch auch ist das die Szenerie im Horror-Flashgame Slender, welches ihr kostenlos herunterladen könnt. Ziel des Spiels ist es, acht komplett zerstreut liegende Zettel wiederzufinden. Euer stetiger Verfolger ist der Slenderman, den ihr aber nur selten zu Gesicht bekommt. Die große Frage ist, ob ein Horrorspiel mit so einem einfachen Prinzip noch überzeugen kann? Wir haben es für euch getestet.

Was ich vor dem Spielen natürlich wusste, ist, dass ich nicht allein in jenem Wald bin (warum auch, schließlich befinden wir uns in einem Horror-Flashgame). Mich verfolgt der Slenderman, ein Fabelwesen. Es ist ein „Mann“, der im frühen Amerika um 1900 eine Art Maskottchen war. Wie es mit den Fabelwesen so ist, entwickeln sie nach einiger Zeit ein Eigenleben: Nach und nach sichtete man die Figur mit schlacksigen Gliedmaßen und einem leeren Gesichtsausdruck immer häufiger auf Bildern. Meist sieht man den vermutlichen Slenderman dort im Hintergrund. Natürlich könnte das genauso gut ein Baum mit vielen Ästen sein, aber für den Mythos stellen sie natürlich den Beweis für die Existenz einer solchen Figur dar. Die Videoreihe MarbleHornets greift die Legende des Kinderschrecks bei Youtube auf. Und nun erscheint der Slenderman wieder – dieses Mal in einem Videospiel. Wenn ihr euch traut, könnt ihr Slender jederzeit downloaden, die Entwickler von Parsec Productions haben das Flashgame kostenlos angeboten.

Ohne ein großes Intro wirft Slender euch direkt ins Spiel. Zu eurem Charakter wird nicht viel gesagt. Das Einzige, was man euch nennt, ist euer Ziel: Ihr müsst 8 Notizen in einem riesigen Waldgebiet finden. Dabei ist euer „Spawn“ und die Platzierung der Zettel natürlich komplett willkürlich. Nichts leichter als das, dachte ich mir und machte mich, nur mit einer flackernden Taschenlampe bewaffnet, auf in den Wald.

Die Atmosphäre drückt von Anfang an auf das Gemüt. Hintergrundmusik ist überhaupt nicht zu hören, das Einzige, was man wahrnimmt, sind seine eigenen Schritte und das Keuchen seines Charakters, wenn man zu schnell gelaufen ist. Grafisch ist Slender keine Pracht, doch das ist egal – die Stimmung verlangt einen solch hohen Grad an Dunkelheit, dass man die eigene Hand vor Augen nicht mehr sehen kann. Nur mithilfe der Taschenlampe lassen sich die schwammigen Texturen erahnen. Genug vom ersten Eindruck – machen wir uns auf den Weg, die Zettel zu finden.

Auf meinem Weg durch „Slender“ bin ich an verschiedenen Orten angekommen – einem kleinen Autofriedhof, einer Raststättentoilette, einem Felsvorsprung und einem Tunnel. Meiner Erfahrung nach liegen an jedem dieser Orte mindestens einer der Zettel. Mit Gewissheit kann ich das nicht sagen, die Platzierung ist immer rein zufällig. Meine erste Notiz fand ich allerdings mitten im Wald, an einen Baum gepinnt. Die Bildüberschrift „Leave me alone“ verheißt nichts Gutes. Kaum aufgenommen, habe ich auch schon ein Geräusch hinter mir wahrgenommen. Der Slenderman. Ich versuchte zu fliehen – mit dem Ergebnis kompletter Orientierungslosigkeit. Ich rannte immer weiter, doch offensichtlich in die falsche Richtung, denn der Slenderman hat mich. Nach gerade einmal neun Minuten. Ich sah, wie mein Bild flimmert und eine gruselige Figur mich vom Bildschirm her anstarrt. Ein surrender Ton ist zu hören und danach startet das Spiel bereits neu. Auf einen zweiten Versuch! Noch motivierter dieses Mal. Das kam vermutlich nur vom Adrenalin.

Mein zweiter Versuch war schon besser. Ich ließ die Taschenlampe, immer mit einem mulmigen Gefühl, häufiger aus, drehte mich nicht um, sodass mich der Slenderman verfolgen musste und nicht umgekehrt. Ich konnte fünf von acht Notizen finden – dann versagten die Batterien meiner Taschenlampe. Panik ist wohl das richtige Wort für die folgenden 13 Minuten. Ich rannte nur noch durch die Gegend, versuchte dem Slenderman zu entgehen – ohne Erfolg. Erneut musste ich mich dem Fabelwesen geschlagen gegeben. Frustriert war ich deswegen nicht – eher begeistert von einem der besten Flashgames, das ich seit Langem spielen konnte.

Fazit

Mit einem AAA-Titel kann man Slender natürlich nicht messen. Doch wenn man das Spiel mit anderen Flashgames vergleicht, schlägt es sich wacker. Es übermittelt die Panik des Charakters sehr gut. Den Slenderman als „Bösewicht“ zu nutzen war clever, die Figur ist ja schließlich noch lange nicht so abgenutzt. In Sachen wie Sound oder Grafik hinkt Slender auch Genre-Kollegen hinterher, doch die Grundaufgaben eines Horrospiels sind erfüllt. Die Steuerung ist schwammig, die Figur bewegt sich nur zaghaft in die Richtung, in die man sie mit der Maus führt. Doch für einen Gruselabend reicht Slender allemal aus, schließlich konnte ich mich auf jeden Fall einige Stunden mit dem Spiel beschäftigen, ohne dass Langeweile aufkam. Auch an Schockmomenten hat es mir in dieser Zeit definitiv nicht gemangelt.


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Testergebnis

URS: 7 von 10
7