Google Trends als SEO-Tool: Auf den Maßstab kommt es an

Alexander Trust, den 15. Oktober 2012
League of Legends
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Seit Kurzem hat Google die Datenbestände und Funktionen von Google Insights und Google Trends zusammengeführt. Herausgekommen ist ein durchaus interessantes Tool, mit dem man sehr einfach das Interesse von Suchwörtern abfragen kann, wenn man den Maßstab kennt.

SEOs interessiert es immer besonders, welche Themen gerade gut gesucht werden, weil sie ja eigentlich ihr Leben lang auf der Suche nach der Nische sind. Wer allerdings weniger auf den sogenannten Longtail und mehr auf das Tagesgeschäft guckt, der möchte vielleicht gerne wissen, für welches Thema er sich entscheiden sollte, um mit seinen Ressourcen die Quote möglichst optimal auszuschöpfen.
Für Betreiber von Nachrichtenseiten sind Trends unerlässlich, und damit sind in erster Linie diejenigen in der Wortbedeutung gemeint. Ein Tool von Google kann dabei helfen, solche Trends zu entdecken, zumindest aber helfen, sich für das quotenträchtigere Thema zu entscheiden. Dafür allerdings muss man den Maßstab kennen.

Nehmen wir an es gibt zwei Stories, die beide auf den ersten Blick nicht verraten wollen, ob sie möglicherweise Quote machen, oder nicht. Um die Chancen zu steigern, sich für die News zu entscheiden, die am Ende des Tages mehr Besucher verspricht, kann man Google Trends zur Hilfe nehmen, seit der Datenbestand mit Insights zusammengelegt wurde, sogar noch verlässlicher.

Zwei News, eine Story

Nehmen wir ein Beispiel aus der Praxis, das jeder nachvollziehen kann, der in der Videospielbranche schreibt. Da gibt es die Meldung über einen neuen DLC für das Open-World-Game Sleeping Dogs und die Story über ein neues Videospiel für Konsolen und Handhelds aus dem Franchise „.hack“, das einen Anime-Hintergrund hat.

Bei Google Trends kann man mittlerweile mit gutem Gewissen einen regionalen Filter auf Deutschland einstellen (wenn man für den deutschen Markt und seine Leser schreibt).
Die Suche bei Trends für .hack zeigt, dass es Interesse gab, und dass es vor 2004 noch deutlich größer gewesen sein muss. Im Juli 2012 gab es aber noch einen Anstieg bei den Suchanfragen für das Keyword.
Wir können außerdem in der Liste der verwandten Suchworte („Related terms“) erkennen, dass es scheinbar noch eine weitere Schreibweise gibt für das Thema. Dies sind vor allem Hinweise für Leute, die sich nicht ganz so mit dem Thema auskennen und nach einer Möglichkeit suchen, unterschiedliche Schreibweisen zu nutzen. In der Schule im Deutschunterricht wird die Suche nach „Synonymen“ übrigens völlig wertfrei verwendet, und sie zu benutzen zeugt eher vom eigenen Wortschatz. Doch seit es Suchmaschinen und das Hobby der Suchmaschinen-Optimierung (SEO) gibt, kann man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem man in seinen Texten absichtlich versucht Begriffe durch andere zu ersetzen, weil man so die Chance erhöht, gefunden zu werden. Vergleicht man die beiden Suchterme „.hack“ und „dot hack“ in Google Trends zeigt sich, dass „.hack“ in Deutschland häufiger gesucht wird.

Regionale Diversifikation

Wer öfter einmal dieses Tool verwendet hat, der wird mit der Zeit feststellen, dass es regional durchaus Unterschiede gibt. Im „Makrokosmos“, also im globalen Vergleich, durchaus genauso wie im „Mikrokosmos“, entsprechend innerhalb des eigenen Landes. Das hat durchaus mit den Unterschieden bei Kultur und Sprache zu tun, auf beiden Ebenen.
Wer Beispielsweise die Keywords „gta 5“ und „gta v“ im Vergleich angibt, der wird feststellen, dass ersteres so ausschaut als würde es weltweit immer vor der Kombination mit der römischen Ziffer (v) liegen. Wer sich aber beispielsweise die Situation der beiden Suchworte in der Slowakei ansieht, der stellt fest, dass dort für einige Jahre die Verwendung der Suche mit der römischen Ziffer über derjenigen mit der arabischen Ziffer lag, bis ins Jahr 2011 hinein.

Die relative Häufigkeit des Suchworts wird auf einer Weltkarte visualisiert, die Länder umso dunkler anzeigt, je häufiger das Keyword im Vergleich gesucht wurde. Wenn man auf dem Tab für das „schwächere“ Keyword die besonders dunklen Stellen anklickt, ist die Chance (manchmal) groß, dass man dort ein Übergewicht des eigentlich weltweit weniger gesuchten Keywords vorfindet.
Warum ist das wichtig? – Nun, wer beispielsweise sehr viele Meldungen aus dem angelsächsischen Sprachraum aufgreift, der sollte immer mal wieder überprüfen, ob er nicht vor Ort ein anderes Verhältnis vorfindet als anderswo. Gerade fachfremde Autoren könnten so ihre Texte optimieren, damit sie besser gefunden werden. Das schwächere Keyword, also ein unscheinbares Synonym, das offenkundig weniger gesucht wird, kann man in den Fließtext einbauen, während man dagegen das „starke“ Suchwort für die eher prominenten Textteile, wie die Überschrift und die Einleitung bereithält.

Diese Unterschiede sollte man auch auf regionaler Ebene nicht außer Acht lassen. In jedem Bundesland, ja sogar in vielen Städten und Regionen, die durch keine Grenzen getrennt sind, gibt es sprachliche Unterschiede, die mit der Mundart zusammenhängen können, und Chancen bieten. Mitte 2010 beispielsweise lag das Suchwort „league of legends“ in NRW vor der Bezeichnung „lol“, die gerne verwendet wird, vor allem von der Zielgruppe, auch der Bequemlichkeit halber, weil sich drei Buchstaben schneller schreiben lassen als drei Worte.
Man könnte die Lupe, je nach Datenbestand bei Google Trends auch noch genauer einstellen. Für ein lokales Geschäft oder ein Nachrichtenangebot vor Ort ist das mitunter zu beachten. Denn der lokale Faktor kann auch beim Aufbau einer Community ein springender Punkt sein. Ein Seitenbetreiber aus Berlin könnte bei Nutzern aus der Region schon alleine dadurch Sympathiepunkte sammeln, dass er „einer von ihnen ist“. Wenn er dann auch noch die Sucheigenarten vor Ort kennt, kann er den lokalen Faktor möglichst weit ausschöpfen.
Es wird aber vor allem in Deutschland spannend sein zu beobachten, welchen Einfluss Datenschützer auf die Möglichkeiten der statistischen Erhebung nehmen. Denn der Datenbestand in Deutschland ist auch deshalb eher mager, weil hierzulande der Datenschutz besonders groß geschrieben wird. In den USA haben Internet-Marketeer und Content-Provider deutlich mehr Möglichkeiten zielgerichteter zu arbeiten. Das heißt natürlich nicht, dass man die Möglichkeiten auf der einen Seite den Eingriffen in die Privatsphäre auf der anderen Seite gegenüberstellen sollte. Es gibt wahrscheinlich keine für alle zufriedenstellende Lösung für dieses Problem.

Kein Vergleich ohne Maßstab

Doch kommen wir zurück zu der anfangs propagierten Idee vom Maßstab. „Alle“ Werte und Angaben in Google Trends sind relativer Natur. Der Maßstab ist eigentlich immer der größte angezeigte Wert in Relation zu allen anderen. Die Frage, ob man lieber über das „.hack“-Thema oder jenes mit dem „Sleeping Dogs DLC“ schreiben soll, wird im direkten Vergleich relativ konkret beantwortet, da das Open-World-Game viel mehr Suchanfragen zu generieren scheint. Wirklich aussagekräftig wird der Vergleich aber erst dann, wenn man einen Maßstab anlegt, von dem man weiß, dass er sonst immer Quote bringt. Im Videospiel-Sektor ist man also gut beraten, einen Blockbuster in den Vergleich einzubeziehen. Da League of Legends durchaus Besucher anlockt, und Sleeping Dogs zum Release im August nicht ganz so viel weniger Suchanfragen erzeugte, fällt einem die Entscheidung relativ einfach, für welches Thema man sich entscheidet.

Auf die Art kann man aber immer auch Thema für Thema abarbeiten und muss gar nicht ein Thema mit einem anderen vergleichen, sondern es reicht vollkommen, den „Maßstab“, wie in diesem Fall Riot Games‘ MMOG LoL zu verwenden, um das Interesse für mögliche andere Spiele-News abzufragen.

Dieses Diagramm für Deutschland zeigt übrigens prima, wenn man es mit demjenigen darunter vergleicht, das die Suchworte weltweit ins Verhältnis setzt, dass Sleeping Dogs in Deutschland insgesamt weniger Interesse erzeugt hat als anderswo. Denn es kommt im Chart oben nicht annähernd so nah an den Graph von League of Legends heran.

Der beste Ratschlag folgt aber zum Schluss: Wenn man die Wahl hat, sollte man vor allem darüber schreiben, was einem Spaß macht. Denn wenn die Motivation am größten ist, ist oft das Ergebnis am besten. Langfristig zahlt sich das aus. Denn im Ergebnis gibt es dort draußen ja ein ganz neues Berufsfeld des „Texters“, der sich auf diversen Online-Jobportalen, auch solchen für Blogger, tummelt, und vorgibt prima SEO-Texte zu schreiben – letztendlich haben die wenigsten davon aber weder von der Optimierung, noch vom Thema eine Ahnung, sodass unter dem Strich die Qualität leidet.


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