Intoleranz unter Spielern oder: Was ist denn am PC besser?

Stefan Keller, den 31. Januar 2013
Xbox 360 Slim
Xbox 360 Slim

Wenn ich mal die Zeit habe zum Spielen, dann ist in der Regel die Xbox 360 die Plattform meiner Wahl. Obwohl ich auch eine PlayStation 3 besitze und mit einem seinerzeit voll ausgestatteten iMac via BootCamp einen halbwegs potenten PC hätte, ist mir die Microsoft-Kiste doch noch am liebsten. Und dennoch muss man sich an allen Stellen anhören, dass der PC am besten sei.

Twitter, Facebook, Spielemagazine – überall dasselbe. Wer öffentlich zugibt, auf der Konsole zu daddeln wird im besten Fall krumm angeschaut und häufig von PC-Fanboys dumm angesprochen. „Konsole? Deshalb haben PC-Spiele so eine schlechte Grafik“, „Konsolen sind für Mädchen“, „Ich kann keinen Entwickler unterstützen, der den PC ignoriert“, um nur einige Beispiele zu nennen.

Einfacheres Spielen

Ich rufe einmal zum Gegenschlag aus und erkläre aus meiner Warte, warum ich – mittlerweile – lieber auf der Konsole spiele. Beim PC habe ich eine oder mehrere DVDs, die allesamt auf meine Festplatte kopiert werden müssen. Weiterhin muss der Spieler dafür sorgen, dass Treiber aktuell sind und nicht selten bereiten bestimmte Versionen von Grafiktreibern bei einigen Spielen Probleme. Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle die Armee an Kopierschützen, die einerseits beinahe nichts bringt und andererseits mit jedem neuen Game den PC weiter unnötig zumüllt. Immerhin landen PC-Spiele zum Teil schon vor der Veröffentlichung in Tauschbörsen – inkl. NoCD-Crack, der den Kopierschutz umgeht. Bei der Konsole kümmert sich der Hersteller, also Microsoft, Sony oder Nintendo, um Treiber und das Betriebssystem. Die Konsole hat definierte Hardware und damit genau null Möglichkeiten für Varianten, jedenfalls für die Entwickler. Hierbei muss ich einfach die DVD in das Laufwerk schieben und keine 30 Sekunden später kann ich bereits spielen.

Einheitliche Anlaufstelle für Achievements & Co.

Gerne gebe ich zu, dass ich eine Achievement-Hure bin. Ich spiele öfter Szenen oder Modi nur, um den damit verbundenen Erfolg freizuschalten, damit mein Gamerscore größer ist als der meiner Freunde. So ein Beispiel wäre Fallout: New Vegas. Hätte es kein Achievement für den Hardcore-Modus gegeben, hätte ich vermutlich nicht auf dem Mac den Speedrun von YouTube parallel nebenher laufen gehabt und alles nachgemacht. Die Dienste von Sony und Microsoft bieten eine Schnittstelle, die konsolenweit gleich ist. Es ist egal, welches Spiel ich in Angriff nehme, alle meine freigeschalteten Erfolge landen beim Hersteller. So müssen Freunde auch nur einen Gamertag kennen und nicht den von EA, Ubisoft, Steam und Windows Live.

Einfacher für Programmierer

Da Konsolen vorher definierte Features haben und nicht etwa unterschiedlich starke Prozessoren, Grafikkarten oder verschiedene Mengen an Arbeitsspeicher, können Entwickler sich voll und ganz darauf konzentrieren, ihr Spiel auf die verfügbare Hardware anzupassen. Es gibt keine Sonderfälle. Damit ist ein Stück weit entkräftet, dass Konsolen-Hardware nicht mehr auf dem neusten Stand ist; da das Betriebssystem nur eine überschaubare Liste von Aufgaben hat und nicht mit allen möglichen Anwendungsfällen rechnen muss, kann die Hardware viel besser ausgenutzt werden. Auch wenn die Rechnung ähnlich an den Haaren herbei gezogen ist wie bei der Musikindustrie, gibt es auf Konsolen ein kleineres Risiko, dass Spiele eher ,raubkopiert‘ werden als auf dem PC. Bei der Xbox 360 müsste hierfür beispielsweise eine Hardwaremodifikation stattfinden, die Microsoft recht zuverlässig erkennen kann und dann die Konsole für Xbox Live sperrt.

Besseres Preis-Leistungsverhältnis

Meiner bescheidenen Meinung nach haben Konsolen gegenüber dem PC beim Thema Kosten die Nase vorn. Wer sich Ende 2005 eine Xbox 360 für 500 Euro gekauft hat – angenommen, der Red Ring of Death hat noch nicht zugeschlagen – hat bis heute 71 Euro pro Jahr für die Hardware gezahlt. Je länger die Generation aktuell bleibt, desto besser wird der Schnitt. Wer sich nur zum Spielen Ende 2005 einen PC gekauft hat, dürfte allein mit CPU, Grafikkarte und Arbeitsspeicher mindestens den gleichen Preis bezahlt haben. Spätestens mit Windows Vista hätte der Arbeitsspeicher aufgerüstet werden müssen und überhaupt: Durchschnittlich alle drei Jahre ist ein neuer PC fällig, besonders, wenn man damit spielen will. Der geneigte PC-Spieler hätte also in den sieben Jahren seit der Xbox 360 schon zwei neue PCs zum Preis von sagen wir 800 Euro angeschafft und käme damit auf 228 Euro pro Jahr. Und hat dazu den Stress mit der Software. Immerhin punktet der PC bei der Anschaffung der Spiele, zumindest so lange sie neu sind. Aber die 10 Euro gebe ich angesichts der entspannterem Spielens doch gerne aus. Zumal man Spiele ja nicht unbedingt kaufen muss, wenn sie neu sind.

Abgestimmte Steuerung

Konsolen kennen im Grunde genommen zwei Eingabemöglichkeiten, von denen mir eine jedoch egal ist. Es gibt den Controller und eine Bewegungssteuerung. Der Controller ist bei einer Konsole derselbe. Der Entwickler kann sich also abermals darauf verlassen, dass das Eingabemedium immer identisch ist und entsprechend Tasten belegen. Für Shooter mag so ein Controller eher nicht geeignet sein, aber mir persönlich sind Shooter relativ egal bzw. die Kompromisse beim Schwierigkeitsgrad sind mir sehr willkommen – als Grobmotoriker würde ich auch mit Maus nicht treffen. Dafür muss ich mir aber keine 20 Tasten merken, die in PC-Spielen gerne mal belegt sind. Auf dem Controller muss eine sinnvolle Belegung stattfinden, weil es nur diejenigen Tasten gibt, die verbaut wurden. Und Gerüchten zufolge, sollen viele PC-Spieler ja ganz gerne mal mit einem Xbox-360-Pad spielen.

Alte Grafik? Mir egal!

Sehr gerne wird von den PC-Spielern das Argument mit der Grafik gebracht. Ich spiele jetzt nicht direkt erst seit gestern Video-Spiele und mit der Zeit hat sich herauskristallisiert, dass Spiele Unterhaltungsmedien sind. Die Grafik dabei wenig unterhaltsam, wichtiger ist der Inhalt. Ich vergleiche das gerne mit Shootern im Einzelspielermodus. Dieses Genre übertrifft sich ständig mit der bombastischsten Grafik (erinnert sich jemand an Crysis?) und die will man natürlich sehen und pumpt direkt mal 200 Euro in eine neue Grafikkarte. Man hat einen PC schließlich nicht, um nur auf „Mittleren Details“ zu spielen. Shooter glänzen in aller Regel aber nur mit ihrem Mehrspielermodus. Die Story im Singleplayer ist in der Regel stumpf, kurz und austauschbar. Irgendwann nimmt man die tolle Grafik nicht mehr wahr. Letztendlich finde ich es aber wichtiger, dass mich ein Spiel fesselt, gerne richtig lang. Und es ist doch trotz allem nicht so, dass die Spiele hässlicher werden, nur weil die Hardware jetzt älter ist?

Warum der Hass?

Der Mensch strebt nach der einfachsten Lösung. Also warum sollte ich mir den Schmerz mit dem Aufrüsten eines PCs, den Treibern, den Kopierschützen und anderen Inkompatibilitäten antun, wenn ich die DVD oder Blu-ray einfach ins Laufwerk schiebe und das Spiel beginnt? Warum bilden sich PC-Fanboys überhaupt ein, jeden Konsolero ihre Meinung aufzudrücken? Da es fast keine Spiele mit Cross-Platform-Mehrspielermodus gibt, kommen sich die beiden Lager nicht einmal in die Quere. Und dass der Trend nach Verkaufszahlen zu den Konsolen geht und der PC deshalb häufig hinten anstehen muss, das hat sich die Spieleindustrie mit ihre Kopierschutz-Paranoia durchaus ein Stück weit selbst zuzuschreiben.

Fazit: Ich will doch nur spielen!

Also, lasst ihr mich in Ruhe an meiner Xbox spielen, ich sage ja auch gar nichts, wenn ihr jedes Jahr eine Grafikkarte kauft. Ich finde zwar, dass die Konsole insgesamt der bessere Deal ist, aber ich überlasse jedem selbst das Recht, derlei Dinge selbst zu bestimmen. Ich bin nunmal kein „Pro-Gamer“, aber irgendwie fühle ich mich deshalb auch nicht schlecht. Spiele sollen Spaß machen, also dürfen sie gerne mit Auto-Aiming arbeiten.


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