Opera: Browser wechselt auf WebKit-Engine, auch Desktop-Version

Stefan Keller, den 14. Februar 2013
Opera
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Opera, der norwegische Browserhersteller, hat in einem Weblog-Eintrag angekündigt, dass man monatlich 300 Millionen Anwender mit dem Internet auf verschiedenen Plattformen versorge. Gleichzeitig wurde ein Paukenschlag angekündigt: Opera trennt sich weitestgehend von der eigenen Presto-Engine und setzt zukünftig auf WebKit – nicht nur für Opera Ice.

Wir haben bereits über Opera Ice berichtet: Es ist ein Browser von Opera für Tablets, der die WebKit-Engine statt einer eigenen einsetzen wird. Während es bei einer App, die unter anderem für iOS erscheint, logisch gewesen wäre, WebKit zu verwenden, um Apples App-Store-Restriktionen zu entgehen, kündigen die Norweger nun an, WebKit für „fast alle“ Plattformen einsetzen zu wollen.

Ressourcen besser verteilen

Der Finanzdirektor von Opera, Håkon Wium Lie, sagte, dass WebKit bereits sehr gut sei und Opera die Engine noch verbessern wolle. Sie unterstütze die wichtigen Standards und biete die nötige Geschwindigkeit, heißt es weiter. Es sei sinnvoller, die eigenen Entwickler neuartige Funktionen für die User programmieren zu lassen, als an einer eigenen Engine herumzudoktern. WebKit und Chromium, die Open-Source-Basis für Google Chrome, soll durch Opera ebenfalls verbessert werden. Die ersten Patches seien bereits eingeliefert und behandeln Verbesserungen in mehrspaltigen Layouts.

Keine neue Idee

WebKit geistert als Idee schon länger durch die Köpfe der Opera-Entwickler. Immer mal wieder habe man mit der Engine herumgespielt. Außerdem war die Engine firmenintern immer wieder Forschungsobjekt, von Zeit zu Zeit wurde ein neuer Prototyp entwickelt. Im Januar wurde das erste Ergebnis geleakt: Opera Ice für iOS– und Android-Tablets auf WebKit-Basis.

Segen für Web-Entwickler

Dass Opera „auf den meisten Plattformen“, für „Smartphones und Computer“, auf die WebKit-Engine wechselt, dürfte für viele Web-Entwickler eine erfreuliche Nachricht sein. WebKit behauptet bereits jetzt von sich, dass es global gesehen (Desktop und mobil) den höchsten Marktanteil besitzt. Mit Opera kommt in absehbarer Zeit ein Browser dazu, der den Marktanteil sowohl auf dem Desktop als auch mobil noch etwas wachsen lässt. Außerdem müssen sich Entwickler dann nicht mehr mit einer weiteren Engine beschäftigen, zumal die Presto-Engine den Ruf besitzt, einige sehr skurrile Darstellungsfehler zu produzieren. Web-Entwickler können sich also auf WebKit, Internet Explorer und Gecko konzentrieren.

Meinung: Irgendwie schade. Aber nur irgendwie

Was ich an Opera immer geschätzt habe, ist, dass die Norweger schon sehr lange ihren eigenen Weg gegangen sind. Auf meinem alten 486er war Opera 3.62 so ziemlich der einzige Browser, der in akzeptablem Tempo funktionierte… und er passte auf eine Diskette! Außer Java hat gefühlt auch nichts an Funktionsumfang gefehlt. Die Norweger gingen ihren Weg weiter und haben sich während der Browser-Kriege immer zurückgehalten. Nachdem Firefox bereits populär war und die Acid-Tests aufkamen, war Opera sehr gerne in der Presse, dass ihre Engine die schnellste ist und jene, die die Standards am besten beherrscht. Aber genau dieses Wettrüsten dürfte Presto am Ende seinen Charme gekostet haben, denn ab dieser Zeit gab es immer mehr von oben beschriebenen Darstellungsbugs. Gut ist daher, dass ein Web-Entwickler zukünftig keine Extra-Wurst mehr für Opera schreiben muss, weil die WebKit-Hacks ihn bereits mit abdecken. Deshalb werde ich persönlich der Presto-Engine auch nur dahingehend nachtrauern, dass Konkurrenz das Geschäft belebt – und wenn der Internet Explorer auch noch ein WebKit-Browser wird, dürfte es eng werden für Mozilla Gecko – denn der Firefox verliert an Beliebtheit, leider (wenngleich verdient).


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