Im Test: Das Sketchnote Handbuch von Mike Rohde

Alexander Trust, den 30. Januar 2014
Das Sketchnote Handbuch
Das Sketchnote Handbuch – Cover

Aus dem Verlag mitp stammt Das Sketchnote Handbuch von Mike Rohde, das erst in diesem Monat in deutscher Übersetzung erschienen ist. Es besteht selbst von Anfang bis Ende aus Sketchnotes und bietet neben Anleitung und Information auch Inspiration. Wir haben uns entschieden das Buch auch deshalb zu testen, da man die Technik des Anfertigens von Sketchnotes prima mit dem iPad realisieren kann.

Zunächst sei gesagt, dass das Sketchnote Handbuch eine Übersetzung des US-Originals von Autor Mike Rohde ist. Die Übersetzung ist geglückt und handwerklich gibt es an dem Buch überhaupt nichts auszusetzen. Der Buchblock dieses Paperback ist an den Kanten abgerundet, damit es tatsächlich mehr wie ein Notizbuch wirkt als wie ein normales Taschenbuch. Die Qualität des Vierfarbdrucks ist zudem sehr gut.

Es gibt für die Lektüre des Sketchnote Handbuchs keinerlei Voraussetzungen beim Leser, höchstens das eigene Interesse an der Sache.

Was sind Sketchnotes?

Um das eigene Interesse zum Anfertigen von Sketchnotes zu hinterfragen, muss man wissen, worum es sich dabei handelt. Dieser Frage geht das Sketchnote Handbuch vor allem auf den Grund und wiederholt sich mit manchen der geäußerten Gedanken, die entsprechend sehr einprägsam sind. Sketchnotes sind eine Form von Notizen, die nicht nur Worte verwenden, sondern auch Skizzen, Zeichnungen, Piktogramme. Insofern haben sie durchaus etwas mit Mindmaps gemein, wenngleich das Anfertigen von Sketchnotes als Tätigkeit primär in Echtzeit ausgeübt wird, und zwar zum Beispiel, wenn man Vorträgen lauscht oder den Dozenten an der Hochschule.

Mike Rohde selbst hat mit dem Wort Sketchnote über Jahre für sich den Vorgang des Notizen-Anfertigens auf diese spezielle Art und Weise beschrieben und nach und nach Techniken verfeinert, die er in dem vorliegenden Buch vermittelt, und zwar in Form von Sketchnotes, wie im Foto zu sehen.

Dabei versucht Rohde mehrfach, dem Leser verbal die Angst davor zu nehmen, selbst Sketchnotes anzufertigen. Die Idee dahinter ist nämlich nicht, möglichst authentische Zeichnungen zu produzieren. Das ist vor allem in Echtzeit eher nicht realisierbar. Stattdessen steht die Idee im Vordergrund und nicht die Kunst. Diese zentrale Unterscheidung wird mehrfach im Buch getroffen. Sketchnotes sind eventuell auf ihre Weise auch „Kleinkunst“, aber sie sind geprägt von der Individualität der Fähigkeiten desjenigen, der sie anfertigt.

Technik

In Sketchnotes werden ebenfalls Wörter verwendet, doch weitaus weniger als bei normalen handschriftlichen Notizen. Es geht bei Sketchnotes eher um das große Ganze und nicht so sehr um die Details. Deshalb spielt die Typographie eine Rolle, sollte sie zumindest, wenn man die Ratschläge aus dem Buch befolgt. Denn ob man Lettern riesengroß zeichnet, ihnen einen Schlagschatten verpasst, sie in Serifen oder Kapitälchen schreibt, hat einen Einfluss auf das, was ausgedrückt werden soll.

Seine Sketchnotes, schlägt Rohde vor, sollte man mit einem Titel versehen und deshalb schon früher auf einem Vortrag aufkreuzen, sich einen guten Platz aussuchen, damit man dem Redner ordentlich zuhören kann und das Anfertigen der Sketchnotes wird dann gleich zwei positive Effekte ausüben.
Zum einen wirft man Ballast ab, da man sich selbst nicht unter Druck setzt, jedes Wort mitzuschreiben, sondern vor allem die Ideen, die vermittelt werden, zu verbalisieren und, wie man es eben kann, auch grafisch festzuhalten. Das kann dann gerne mit dem Anspruch wie beim Spiel Montagsmaler geschehen.
Zum anderen erfordert diese „Arbeit“ von einem vollste Konzentration, und zwar auf intuitive Art und Weise. Indem man über das Gesagte nachdenkt und es versucht in Form von Sketchnotes festzuhalten, wird man mehr behalten als auf herkömmlichem Weg. Natürlich ist das ein Versprechen, das auf der Idee fußt, dass man durch die Verwendung von Wort und Bild gleich beide Gehirnhälften nutzt und wir alle wissen, dass diese klare Trennung aber auch das Vorhandensein beider Sphären nicht so eindeutig ist, wie es oft gerne dargestellt wird. So wie es nicht nur Rechtshänder gibt und nicht nur Linkshänder, deren Gehirnhälften genau andersherum verdrahtet sind als diejenigen von Rechtshändern, so kann man nicht pauschal versprechen, Sketchnotes wären eine besonders gute Technik Inhalte zu memorieren. Sketchnotes stellen ein Mittel der Wahl dar, wenn man sich damit identifizieren kann, und wenn, dann motiviert einen diese Form des Notizenanfertigens ungemein und macht Spaß.

Das Sketchnote Handbuch gibt nicht nur einen Überblick darüber, was Sketchnotes sind, sondern versucht systematisch Methoden und Techniken aufzuzeigen. Die Verwendung von fünf Grundformen (Dreieck, Viereck, Kreis, Linie und Punkt) steht am Anfang, Typographie ist ein Thema, das behandelt wird, Möglichkeiten zur Strukturierung der Inhalte (Linear, Vertikal, nach einem Pfad, in Form von Säulen, spiralförmig oder modular) werden außerdem vorgestellt. Dazu zeigt uns Rohde Trennelemente, lädt uns ein, Menschen besonders schnell zu zeichnen und sich dafür nicht zu schämen.

Sketchnotes auf dem iPad

Rohde bevorzugt Notizbücher von Moleskine und Gelstifte, prinzipiell reicht aber jede Form von Papier und jede Art von Schreibgerät. Das geht auch aus Sketchnotes anderer Autoren hervor, von denen im Sketchnote Handbuch mehr als ein halbes Dutzend anzutreffen sind, um die Vielfalt und Persönlichkeit dieser kreativen Form des Notizenanfertigens zu zeigen.

Ehrlich gesagt wollte ich dieses Buch gerne testen, da mich nicht nur der Inhalt interessierte, sondern ich die Möglichkeiten austesten wollte, das Geschriebene in digitaler Form auszuprobieren, auf dem iPad. Mit Bluetooth-Stylus wie dem Pogo Connect oder dem Jot Script (beide bei mir vorhanden) kann man die Technik erstaunlich gut auf dem Apple-Tablet umsetzen. Apps wie GoodNotes erleichtern an mancher Stelle den Vorgang sogar, zum Beispiel indem sie Funktionen bieten, die Freihandzeichnungen in geometrische Objekte wie Dreiecke, Kreise und Linien verwandeln.

Übungen

Je weiter man im Sketchnote Handbuch fortschreitet, desto mehr Gelegenheiten zur Übung bieten sich. Tatsächlich gibt es im hinteren Drittel sogar Kapitel, in denen absichtlich leere Felder enthalten sind, in denen man einen Begriff versuchen soll zu visualisieren.

Fazit

Das Sketchnote Handbuch von Mark Rohde in deutscher Fassung ist inhaltlich prima aufbereitet und vermittelt „interessierten“ Lesern die Technik des Anfertigens von Sketchnotes. Handwerklich ist das Buch außerdem gelungen. Auch kann man die gezeigten Inhalte prima mit Apps wie GoodNotes auf dem iPad realisieren.

Aber: Da ich selbst immer auf der Suche nach Möglichkeiten bin meine Art des Lernens zu verändern und erweitern, war ich besonders motiviert bei der Lektüre und habe das Buch an einem Nachmittag von Anfang bis Ende gelesen. Nur finde ich deshalb trotzdem, dass das Sketchnote Handbuch nur denjenigen helfen wird, die sich darauf einlassen. Trotz einiger Ermunterungen, glaube ich nicht, dass Personen, denen diese Art des Arbeitens nicht liegt, sich durch das geschriebene Wort davon anstecken lassen ab sofort nur noch Sketchnotes anzufertigen. Das ist aber in keinem Fall die Schuld des Mediums. Ein Ratgeber alleine kann den Leuten nicht sofort die Angst nehmen, sich in Form von Zeichnungen auszudrücken. Es ist ein bisschen wie mit einer Fremdsprache. Manche Leute trauen sich nicht, sie im Gespräch zu verwenden, weil sie selbst denken, dass sie sie nicht so gut beherrschen. Mit dem Zeichnen ist es genauso. Einem Vortrag von Mike Rohde zu lauschen oder ihn im persönlichen Gespräch motivierend auf einen einwirken zu lassen, würde, denke ich, viel eher die latente psychologische Barriere abbauen helfen.

Für alle, die damit kein Problem haben, sich auch in Form von Zeichnungen und Kritzeleien auszudrücken, ist es ein mehr als gelungenes Buch. Allerdings würde ich zum Schluss noch anmerken, dass statt 24,99€ vielleicht auch 18 oder 20 Euro gereicht hätten, einfach weil die Lektüre, wenngleich kurzweilig, doch auch äußerst knapp ausfiel.

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Testergebnis

URS: 8 von 10
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