Autor:  Matze Fenn 26.02.2014, letztes Update: 29.05.2022
Wertung: 7.8

Thief im Test

Game-Controller, Bild: CC0
Game-Controller, Bild: CC0

Kaum zu glauben, dass wir den Titel schon eine Woche vor Release in den Händen halten durften. So hatten wir jetzt ausreichend Zeit, die Rückkehr von Thief ordentlich zu testen. Wir mussten nun knapp zehn Jahre auf Garret warten, eine ganze Konsolengeneration wurde fast übersprungen und nun möchte Eidos Montreal ähnlich wie in Tomb Raider einen Reboot machen. Bereits im Vorfeld wurde heftig über das Spiel gemunkelt, diskutiert und geschimpft, nun ist das Spiel in seiner vollen Pracht endlich angekommen.

Wie ihr alle wisst, bei Tomb Raider ist der Reboot mehr als nur gelungen, ob das bei Thief auch so der Fall ist, können wir euch in unserem Testbericht erklären. Haben auch die Next-Gen Besitzer endlich Stoff für ihre Konsole und können beherzigt zugreifen?

Der Meisterdieb ist zurück!

Es ist einfach unglaublich, wie die Zeit vergeht. Während viele Titel schon jährlich ohne Spannung erwartet werden, hat uns Thief doch sehr lange warten lassen. Dementsprechend hoch sind auch die Anforderungen des Titels. Aber eines können wir direkt vorab verraten, das Genre wird natürlich nicht neu erfunden und warum sollte man das Spiel auch woanders hinbiegen wollen, wenn es doch im Schatten und der Vernunft zu Hause ist? Davon mal ganz abgesehen, dass Thief damals das Stealth Genre geprägt, ja schon fast erfunden hatte. Da war Splinter Cell noch nicht mal soweit! Bevor wir allerdings zum Gameplay übergehen – was wohl am Spannendsten ist – möchten wir die Story etwas für euch beleuchten. Bitte habt Verständnis dass wir hier aus Spoilergründen natürlich nur ein paar Happen servieren werden, verzehren und verdauen müsst ihr das ganze dann schon selber.

Das Spiel beginnt eigentlich ganz unscheinbar: Ihr seid wieder mal auf einen nächtlichen Diebeszug Unterwegs – allerdings nicht alleine. Eure Begleiterin Erin unterstützt euch wenn man das denn so ausdrücken möchte. Dabei scheint der jungen Dame es völlig egal zu sein, ob sie jemanden tötet oder einfach nur K.O schlägt. An dieser Nacht geht jedoch einiges schief. Ihr beobachtet eine seltsame Zeremonie von einem Glas Dach aus, welches kurz darauf einstürzt. Mit aller Kraft versucht ihr Erin zu retten doch sie fällt mitten in das „Event“. Was ist da nur passiert? Was haben die Männer da veranstaltet und vor allem wie geht es weiter? Das Spiel beginnt ein Jahr später, die Bettler haben uns offensichtlich gerettet und alles beginnt von vorne. Wir müssen rausfinden wie und ob Erin gestorben ist und vor allem was geschehen ist. Die Stadt befindet sich unter der Kontrolle von bösen Freaks, die die Industrialisierung durchzwingen wollen, jedes Habgut zu sich reißen und sehr schlimme Dinge mit den Bewohnern anstellen. Die Umgebung wirkt alles andere als Einladend, überall patrouillieren Wachen und hier und dort erfahren wir immer mehr dunkle Geheimnisse. Der aktuelle Ableger von Thief schafft es wirklich konstant eine gewisse Spannung zu halten. Die Story ist nicht vorhersehbar und bindet über die ganze Spielzeit von knapp 15 Stunden an den Bildschirm.

Gameplay

Bevor man sich Thief kauft, muss man sich selbst die Frage stellen was man denn erwartet. Wer ein Spiel nicht ganz ausreizen möchte, relativ schnell durch die Story gehen will und eben keinen Unterschied macht, ob man Leute ausweicht oder tötet, der ist vermutlich komplett falsch hier. Garret ist ein Meisterdieb und genauso sollte man Thief auch genießen, denn dann kommt man wirklich voll auf seine kosten.

Es ist wahrlich eine Herausforderung, jedes Kapitel zu spielen und nicht einmal gesehen zu werden. Natürlich ist es keine Pflicht, aber das ist doch genau der Reiz an dem Spiel. Das Spiel wird grundsätzlich in der Ego Perspektive gespielt und macht eure Streifzüge in der Nacht (Tageslicht gibt es natürlich nicht). Über eure Zentrale, den Glockenturm, bekommt ihr neue Aufträge. Ihr könnt aber auch durch andere Questgeber interessante Nebenaufgaben erledigen, die durchaus abwechslungsreich und spaßig sind.

Meist müsst ihr aber irgendwelche Gegenstände stehlen oder gewisse Checkpoints erreichen. Sehr oft bleibt euch überlassen, ob ihr einfach so hereinspaziert und jeden Platt macht, oder ob ihr das Leise machen wollt. Allerdings müsst ihr bedenken, dass die Gesundheit von Garret extrem niedrig ist und sich auch nicht von selbst regeneriert. Dies macht natürlich auch Sinn, denn schließlich sollt ihr ja vermeiden entdeckt zu werden. Dafür werden euch auch allerlei Werkzeuge bereit gestellt: Mit eurem Bogen könnt ihr unterschiedliche Pfeile finden oder erwerben. So könnt ihr mit einem Wasserpfeil Licht (aus Feuer natürlich) auslöschen, oder mit einem stumpfen Peil Schalter aus der Entfernung betätigen, damit diese das Licht ausschalten. Aber auch tödliche Pfeile könnt ihr auswählen, die aber nicht zur feinen, diebischen Art gehören.

Bei euren Streifzügen müsst ihr auch immer ein entsprechendes Auge für Gefahren haben. Nicht nur die umherwandernden Wachen können gefährlich sein, sondern auch Glasscherben am Boden oder Vogelkäfige könnten euch verraten. Meist schreien diese Piep Matze ganz ordentlich wenn ihr an ihnen Vorbei huscht und dies sorgt natürlich für entsprechenden Alarm. Aber auch Hunde können euch begegnen, seid also für alles gewappnet. Wie sich das ganze dann im Spiel verhält, besprechen wir im Abschnitt Technik nochmal genauer.

Während der Missionen und auch nach dem Spiel oder dazwischen könnt ihr euch schon frei in der Stadt  bewegen, um zum Beispiel neue Gegenstände zu erwerben oder eure Sammlung im Glockenturm anzusehen. Generell ist das Spiel aber noch lange nicht so frei zugänglich wie zum Beispiel Dishonored (kann man gut vergleichen). Gerade währen der Missionen gibt es oft nicht so viele Auswege die ihr nutzen könnt. So ist Thief unterm Strich doch sehr geradlinig, was sich zwar im späteren Spielverlauf deutlich verbessert aber immer noch ein kleines Manko ist. Damit es sich auch lohnt dass ihr Schätze findet, werdet ihr dafür auch gleich ausbezahlt. Ihr müsst also das gefundene Diebesgut nicht erst einmal verkaufen, sondern erhält die Kohle direkt beim einsammeln. Mit diesem Geld könnt ihr euch eben neue Gegenstände wie Pfeile oder Schraubenschlüssel leisten oder eben bei der großen Bettlerin spenden. Letzteres ist ganz nützlich, da sie euch dann Skillpunkte gibt, die ihr dann für eure Fähigkeiten nutzen könnt. So könnt ihr zum Bespiel noch besser Schlösser knacken, oder sehr Gefahren schon weit vorher auf dem Bildschirm leuchtend.

Apropos Schlösser knacken: Dieses Minispiel hätte man sich wirklich getrost sparen können, denn es ist so dermaßen einfach gestrickt, dass es sogar nach einer Zeit etwas nervig ist. Klar, es gehört zu einem solchen Spiel, aber ein bisschen Spannung darf doch sein oder? Solltet ihr hier mal bei dem Knopfdruck einen Fehler machen, dann geht auch der Dietrich nicht kaputt. Man muss nur ein bisschen mit dem Analogstick drehen und dann einen Knopf drücken, fertig.

Wo das Schlösser knacken also noch zu einfach ist, legt Thief im Laufe der Zeit mit den Rätsel angenehm stark zu. Wer hier immer die Augen schön offen hält, der wird auch alles schaffen können. Diese sind also immer fair und motivierend gehalten!

Technik

Bei Thief gibt es sehr viele Punkte die uns sehr gut gefallen, aber auch einige Mankos die ärgerlich sind. So ist vor allem die gegnerische KI nicht gerade sehr helle. Wird man entdeckt und man klettert zum Beispiel nur eine Ebene nach oben und man sieht die Wache trotzdem noch, dann denkt sie ihr seid verschwunden. Generell ist es viel zu einfach die Wachen zu umgehen!

Die Steuerung ist insgesamt ok, hätte aber etwas besser sein können. Besonders die Inventar Auswahl ist mit dem PS4 Touchpad eher umständlich als komfortabel und wirkt auch sehr stark aufgesetzt. Ihr berührt dieses nur ganz vorsichtig und drückt dann da drauf, wenn ihr das entsprechende Item ausgewählt habt.

Andererseits profitiert das PS4 Gamepad sehr von Thief: Seid ihr im Schatten und man kann euch nicht sehen, dann leuchtet die LED Leiste auch ganz normal, seid ihr allerdings im Licht und sichtbar, dann leuchtet die LED Leiste sehr stark und auffällig. Dies ist wirklich sehr praktisch.

Die Grafik ist für PS4 Verhältnisse wirklich sehr schwach. Vor allem die Charaktere wie Garret sehen billig und eher nach Last-Gen aus. Da geht wirklich noch einiges mehr! Auch die deutsche Synchronisation lässt sehr zu wünschen übrig, da diese einfach ohne Liebe und unpassend umgesetzt wurde.

Fazit

Thief ist wirklich gelungen, macht Spaß und konnte uns unterm Strich überzeugen. Gerade die Story und die Atmosphäre, sowie die zahlreichen Möglichkeiten der Gadgets machen richtig Spaß. Das Problem allerdings bei dem Spiel ist, dass die KI es zu einfach macht. Man kommt nicht wirklich in Bedrängnis und somit fehlt ein gewisses Gefühl der Spannung. Wer natürlich das Spiel nur schnell durchspielt und eben nicht versucht sich wie Meisterdieb zu spielen, der ist hier komplett falsch! Auf die Frage hin ob der Reboot funktioniert hat: Ja durchaus: Trotz mancher Schwächen macht Thief genau das was es machen soll und was will man denn mehr?

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