Kommentar: Die Wahrheit zum „neuen“ Basic Thinking

Alexander Trust, den 6. Mai 2015
Basic Thinking - Logo
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Basic Thinking wurde verkauft, und wir schreiben nicht das Jahr 2009. Das einstige Gadget-Blog eines Usinger Enthusiasten hat seitdem enorm an Wert verloren. Einerseits hat es damit zu tun, dass generischer Content generell an Wert verloren hat, weil die Konkurrenz in dem Umfeld immer größer geworden ist, andererseits mit den Betreibern, die das Blog damals kauften und heute weiterhin durch den neuen Käufer geduldet werden. Sie sind im Team nicht in der Lage einen Basic zu ersetzen.

Vorweg: Es gibt nicht „die Wahrheit“, aber wohl diverse Perspektiven und Meinungen. Ich möchte gerne eine zum neuen Basic Thinking äußern.

Wertverlust oder Werteverfall, oder beides?

2004 gründet Robert Basic das Blog Basic Thinking. 2009 verkauft er es für 46.902 Euro medienwirksam – selbst BILD und Tagesschau berichten. Es umfasst rund 12.000 Artikel und wird damals fast ausschließlich von einer einzigen Person mit Inhalten gefüttert. 2015 wird Basic Thinking erneut verkauft. Der neue Käufer Tim Schumacher zahlt 27.233 Euro und erwirbt damit, wenn die Startseite des Blogs und die Zählung nicht lügt, keine 19.000 Texte (12 pro Seite mal 1560 Seiten). Was bedeutet das?

  1. Gillen und Co. haben in 5 1/2 Jahren Basic Thinking weniger Artikel veröffentlicht als Robert Basic in knapp 5 Jahren alleine. Ich gebe zu, dass Basic manchmal nur Zweizeiler veröffentlichte, aber dafür war er viel in der Weltgeschichte unterwegs, auf Konferenzen und man bekam von ihm manchmal Informationen aus erster Hand.

Doch selbstbewusst oder naiv formulieren die alten neuen Verantwortlichen von Basic Thinking nun trotzdem als Idee für das „neue“ Basic Thinking, in Zukunft weniger Artikel veröffentlichen zu wollen als bisher. Die Frage sei erlaubt: noch weniger? Doch es kommt gar nicht darauf an, nur dazu später mehr.

„Aktuell ist es so, dass wir hier relativ viele Texte veröffentlichen (…). Das wird sich gravierend ändern.“
Tobias Gillen

Zum Vergleich: Als Macnotes 2008 das erste mal verkauft wurde, hat sich in diesen sechs Jahren die Zahl der Artikel versechsfacht; seit der zweiten Übernahme im Juli 2014 ist Macnotes weiter gewachsen.

  1. Als Basic sein Blog verkaufte, hat er fast 4 Euro pro Artikel bekommen. Der neue Käufer zahlte knapp 1,50 Euro.

Zum Vergleich: Als der jetzige Beerhouse-Betreiber Randolf Jorberg Macnotes im Jahr 2008 übernahm, kostete ihn ein Artikel etwas mehr als 4 Euro. Als er Macnotes im Juni 2014 verkaufte, erhielt er immerhin noch ordentliche 3 Euro pro Artikel und er hat seine ursprüngliche Investition aus dem Jahr 2008 vervierfacht, sowie Macnotes über mehrere Jahre gewinnbringend geführt.

Interesse oder Know-how, oder beides

Als Robert Basic Basic Thinking führte, hatte er Interesse und Glück, dass andere Leute für ihn ein Blog-Design entwarfen, ihm bei der Umsetzung von technischen Dingen unterstützten. Denn Basic konnte das nicht, aber das war nicht schlimm. Denn das fehlende Know-how glich der Gadget-Geek mit seinem überbordenden Interesse an der Sache aus.

Die neuen alten Betreiber von Basic Thinking haben das Blog damals übernommen in der Hoffnung die Quote zu vervielfachen. Das sollte auf die Art funktionieren, dass man als Team mehr Artikel veröffentlichte als Basic alleine. Aber man merkt damals wie heute, dass man sich nicht auskennt. Dazu möchte ich gerne die Agenda des neuen Basic Thinking exemplarisch zerpflücken.

Das Design | Mobile Seiten

Tobias Gillen hat den Nutzern ein neues Design versprochen, das zudem auf Endgeräten wie Smartphones und Tablets funktioniert, weil dies „längst“ überfällig war. Sie haben eines bekommen. Es kostet $63.

Nutzer wie reraiseace kommentieren deshalb: „Wow, das ging ja fix. Schaut gut aus.“ Oder Tobias schreibt: „Hattet Ihr das neue Design schon in der Schublade liegen? Das ging jetzt nach dem Besitzerwechsel ja richtig schnell.“ Nadine meint: „Keine Sidebar!!! Mutig, aber ich finde das Design sehr gelungen.“ Kann man alles einstellen, liebe Nadine.

Chefredakteur Tobias Gillen fühlt sich geschmeichelt und verheimlicht einfach, dass das Design von der Stange ist. In das WordPress-Theme-Verzeichnis kopiert, auf „Aktivieren“ geklickt und fertig. Gillen will dafür von 21 Uhr am einen Tag bis um 4:30 Uhr in der Früh am anderen Tag gebraucht haben. Na dann. Das bestätigt nur meine Vermutung, dass dort weder Know-how, noch Interesse gebündelt sind. Als Webseiten-Betreiber von heute muss man entweder Ressourcen von außen einkaufen, oder aber das Know-how selbst mitbringen. Wenn man es nicht zu Beginn hat, kann man es sich mit der Zeit aneignen. Dazu gehört SEO, SEM, und im Bereich von WordPress neben CSS, HTML und Javascript in jedem Fall PHP.

Wer übrigens möchte, dass sein Blog so ausschaut wie Basic Thinking, dem empfehlen wir X | The Theme. Kostet 63 US-Dollar auf Themeforest. Wer das nicht glaubt, dem empfehlen wir die Lektüre der Theme-zugehörigen Readme-Datei auf dem Server von Basic Thinking.

HTTPS

Basic Thinking macht jetzt auf HTTPS. Zum einen ist das eine Vorbereitung auf den kommenden Online-Shop für E-Books, da man für Bezahlvorgänge eine gesicherte Verbindung einrichten soll, zum anderen vielleicht eine hektische Entscheidung, weil Google HTTPS als Rankingsignal nutzen könnte.

„Blöder Nebeneffekt: Die Social Stats (also die Anzahl von Tweets, Shares, etc. unter den Artikeln) sind weg, also nicht wundern.“
Tobias Gillen

HTTPS ist Schuld daran, dass die Social-Media-Statistiken nicht mehr funktionieren? Ich glaube nicht – und sie sind nicht „weg“!
Richtig ist, dass die allermeisten Plugins von der Stange die Twitter- oder Facebook-API abfragen, und zwar jedes mal wieder und zwar mit dem URL der aktuellen Seite. Ein „http://“ ist halt ein anderer URL als ein „https://“, entsprechend liefert so eine Abfrage keine Ergebnisse mehr. Mein Tipp: Man programmiert ein Script, das man auf dem Server laufen lässt und speichert die Ergebnisse in einer Datenbank. Auf diese Weise entkoppelt man die Abfragen an die API vom Seitenaufruf und „beschleunigt“ die Webseite. Ich habe gehört, Google findet kurze Antwortzeiten prima. Da kann man dann http + https zu einem Ergebnis zusammenfügen und zeigt dem Nutzer nur dieses eine an. Und wenn denn die Facebook-API mal wieder Verbindungsprobleme hat, muss man bei Basic Thinking dann nicht mehr warten bis die Seite zu Ende geladen hat.

Werbung

Ganz großes Kino. Basic Thinking macht jetzt keine Werbung mehr. Das kommt in Mode. Jedenfalls keine Bannerwerbung mehr. Meiner Meinung nach macht man da nur aus der Not eine Tugend, weil man nicht das Know-how hatte und auch nicht einkaufen wollte, um den Content gescheit zu monetarisieren. Denn: Nicht Alles ist schlecht bei Basic Thinking und gegenüber Suchmaschinen hat Basic Thinking eine bessere Sichtbarkeit als beispielsweise MobileGeeks.

Der ehemalige Macnotes-Besitzer Jorberg verkaufte das Blog im Juni 2014 und zog ein Resümee. Darin heißt es, man kann mit Webseiten immer noch 3 bis 7 Euro pro TKP erzielen. Meiner Erfahrung nach kann man mit Webseiten mehr als das erzielen. Sogar mit Adsense sind bereits Preise wie diese möglich. Mit Hilfe unseres Premium-Vermarkters iqdigital und mancher anderer Quellen wie Plista oder Affiliate erzielen wir sogar in guten Werbemonaten deutlich höhere TKP-Preise. Doch nicht der Preis ist es, der uns derzeit nicht die Wahl lässt, von der Werbung abzukehren.
Die Reichweite von Macnotes ist in den letzten Monaten wieder besser geworden, vor allem mobil haben wir zuletzt kräftig zugelegt. Hatten wir vor einem Jahr noch 70 Prozent Desktop-Besucher, nähern wir uns mittlerweile der 50 Prozent Mobilebesucher an.

Dass ein Sascha Pallenberg mit MobileGeeks gesponserte Hubs anbietet, hat er sich lange überlegt und vor allem langsam aufgebaut. Denn Pallenberg hat eine gewisse Fangemeinde, die die Werbekunden zu schätzen wissen. Gleichzeitig wurde Pallenberg nie ein Freund mit Google, weshalb sein Projekt in Sichtbarkeitsindexen gegenüber den Suchmaschinen nicht so viel Reichweite erzeugte, obgleich die Seite sie in Form von Stammlesern immer hatte und weiterhin hat. Bei Basic Thinking habe ich keine Ahnung, wie viele Besucher das Format hat. Anders als bei MobileGeeks borden dort die Kommentarstränge und Social-Media-Interaktionen aber nicht über. Doch gerade Basic Thinking hat stattdessen die besseren Karten über Bannerwerbung seinen Content zu monetarisieren.

Jetzt „zu versuchen“ das Konzept radikal zu ändern, ist in meinen Augen sehr mutig. Geht das nach hinten los, muss man die Werbung mindestens wieder einführen und bricht damit eine Art Versprechen gegenüber den Lesern, das man jetzt gegeben hat. Oder aber man trägt das Projekt zu Grabe, weil man zu viel Risiko geht. Investor Tim Schumacher aus Köln (ehemals Sedo.com, heute Netzwelt GmbH, Eyeo GmbH, Aklamio GmbH, Yieldkit UG, Stuffle GmbH und Ecosia GmbH und natürlich bei seiner eigenen Firma TS Ventures GmbH) wird sich das aber gut überlegt haben und wenn es am Ende nur eine Spielwiese zum Ausprobieren wird, hat er wahrscheinlich zu viel Geld, um sich darüber zu ärgern. Wenn demnächst aber Sponsored Content über den eBay-Flohmarkt-Konkurrenten Stuffle auf Basic Thinking zu lesen sein wird, sollte man sich Sorgen um die Nachhaltigkeit machen, weil dann Firmen aus dem eigenen Stall Aufträge verteilen. Erst wenn „Externe“ bei Basic Thinking buchen, kann man sich sicher sein, dass dort etwas geschieht.

Verschachtelte Kommentare | Vor und Zurück | Die Suche

Ich habe einige Punkte in der Agenda vom „neuen“ Basic Thinking ausgelassen. Für die verschachtelten Kommentare können jedenfalls die Betreiber eher nichts, für die Vor- und Zurück-Navigation auch nicht und dass die Suche nun „anschaulicher“ funktioniert als vorher ist ebenfalls nur Ergebnis der Investition von $63 in das WordPress-Template. Warum muss man mit solchen Benefits hausieren, wenn sie nicht mal auf dem eigenen Mist gewachsen sind?

Fazit

Ich bin gespannt, was aus Basic Thinking wird und möchte das nicht partout verteufeln. Doch ich weiß, dass ich mich aktiv gegen vieles gewehrt habe, sowohl unter dem damaligen Besitzer als auch unter dem neuen. Deshalb habe ich für mich kein schlechtes Gewissen und Spaß an dem, was ich tue. Doch wie Tim Schumacher langfristig die 4 Teammitglieder um Tobias Gillen bei Basic Thinking bezahlen möchte, möchte ich gerne erleben. Deshalb bleibe ich gespannt.


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